Großes Pressecho auf DIG-Vorstoß gegen Berlin-Konzerte von Roger Waters

Liebe Mitglieder,

am 24. Januar habe ich im Namen der DIG Berlin und Brandenburg in einer Presseerklärung an die Veranstalter appelliert, die beiden für Mai in der Mercedes-Benz-Arena geplanten Konzerte des Pink-Floyd-Mitbegründers Roger Waters abzusagen. Denn Waters verbreitet öffentlich blanken Antisemitismus, er unterstützt die BDS-Bewegung und er rechtfertigt Putins Angriffskrieg in der Ukraine. Das Presseecho darauf war beachtlich. Unten finden Sie eine Übersicht und die entsprechenden Internetverweise. Die Aktivitäten des Vorstandes der DIG Berlin und Brandenburg in dieser Angelegenheit gehen weiter, doch bitten wir alle Mitglieder ebenfalls, sich mit Briefen an die Veranstalter oder an den Senat zu wenden, um unseren Widerstand gegen den „Antisemitismus unter dem Mercedes-Stern“ deutlich zu machen und den Protest zu verbreitern.

Ihr Jochen Feilcke.

Presseübersicht

Zuerst berichtete am 25. Januar der Tagesspiegel „Checkpoint“ in seiner online-Ausgabe über unsere Pressemitteilung, am nächsten Tag dann auch in einem längeren Artikel in der gedruckten Zeitung. Die Redaktion hatte die Veranstalter nach ihrer Reaktion gefragt. Hier die Antworten laut „Tagesspiegel“:

Der Konzertveranstalter FKP Scorpio: „Unsere Vertragsunterzeichnung und die damit verbundenen Verpflichtungen für die betreffenden Shows von Roger Waters fallen in eine Zeit, bevor der Künstler Aussagen getätigt hat oder wir Kenntnis über einzelne Statements hatten, die wir selbst problematisch finden und keinesfalls unsere eigenen Ansichten widerspiegeln.“

Die Anschütz-Gruppe als Eigentümer der Mercedes-Benz-Arena: „Die Mercedes-Benz Arena verurteilt jede Form des Antisemitismus. Im konkreten Fall von Herrn Waters sind wir uns seiner öffentlichen Äußerungen und der damit verbundenen Berichterstattung bewusst. Aber wir planen, unsere vertraglichen Verpflichtungen mit dem Veranstalter, der unsere Arena gebucht hat, zu erfüllen.“

Mercedes als Namenssponsor der Arena: „Auch im Wissen um seine eigene historische Verantwortung wendet sich unser Unternehmen strikt gegen Antisemitismus und Rassismus und engagiert sich seit vielen Jahren dagegen. Wir sind als Namensrechtepartner nicht an der Planung von Veranstaltungen in der Mercedes-Benz-Arena beteiligt und haben auf die Auswahl der dort auftretenden Musiker keinerlei Einfluss.“

Basis der Berichterstattung in vielen anderen Zeitungen war eine Meldung von dpa über unseren Vorstoß, die unter anderem online in der Süddeutschen Zeitung komplett wiedergegeben wurde:

https://www.sueddeutsche.de/kultur/musik-berlin-dig-fordert-absage-von-waters-konzerten-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-230124-99-337959

In dieser Meldung wird ein Sprecher der Mercedes-Benz-Arena wie folgt zitiert:

„Ein Sprecher der Arena teilte auf dpa-Anfrage mit, die vertraglichen Verpflichtungen mit dem Veranstalter trotz der Kritik erfüllen zu wollen. Man sei sich der öffentlichen Äußerungen und der damit verbundenen Berichterstattung“ von Rogers Waters bewusst und verurteile „jede Form des Antisemitismus“, erklärte der Sprecher. Grundsätzlich sei man jedoch „immer bemüht, Künstlern und Künstlerinnen eine offene Plattform und ein Umfeld zu bieten, in dem sie ihre Ansichten unzensiert und unvoreingenommen äußern können“. Diese seien allerdings nicht die Ansichten der Arena oder des Betreibers.“

Die dpa-Meldung wurde auch in zahlreichen anderen Medien veröffentlicht, so u.a. bei rtl news, bei msn und im Berliner Abendblatt.

Am 2. Februar stieg die „Jüdische Allgemeine“ groß in die Berichterstattung ein und wies auf den Unterschied zwischen den geplanten Konzerten in Frankfurt und Berlin hin. In Frankfurt gehört die Veranstaltunghalle der Stadt, so dass es dort bessere Einflussmöglichkeiten gibt. In Berlin ist sie privat, so dass stärkerer öffentlicher Druck nötig ist.

https://www.juedische-allgemeine.de/politik/berlin-keine-handhabe-gegen-auftritt-von-roger-waters/

Die Debatte um Waters blieb nicht auf Berlin beschränkt. Der Mann ist zweifellos ein Weltstar – allerdings nicht nur im positiven Sinne. Zunehmend wurde auch die prorussische Haltung von Waters zum Diskussionsthema. Pink-Floyd-Texterin Polly Samson äußerte sich in „Spiegel-Kultur“ öffentlich. Sie kennt Waters aus dem inneren Kreis der Band und sagt heute , er sei „antisemitisch bis zu seinem verfaulten Kern“ und ein „Putin-Apologet“.

https://www.spiegel.de/kultur/musik/roger-waters-pink-floyd-texterin-polly-samson-nennt-ihn-putin-apologeten-a-927f8feb-9337-4e2f-b2e9-1f55a6c184c8

Zuletzt machte Waters am 8. Februar mit einem wirren Auftritt vor dem UN-Sicherheitsrat von sich reden, für den Russland gesorgt hatte. Er sprach dort u.a. davon, dass der Ukraine-Krieg vom Westen provoziert worden sei. In dem Text über den Auftritt wurde unser Vorstoß erneut erwähnt.

https://www.tagesspiegel.de/internationales/video-ansprache-vor-un-sicherheitsrat-roger-waters-fordert-beendigung-des-kriegs-und-kritisiert-den-westen-9314264.html

Inzwischen hat sich endlich auch Kultur-Staatsministerin Claudia Roth (Grüne) in einem dpa-Interview zu den Waters-Konzerten geäußert. Es wurde komplett unter anderem in der Jüdischen Allgemeinen abgedruckt. https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/niemand-hat-bds-bestellt/

Claudia Roth laut dpa:

„Ich bedauere außerordentlich die Entwicklung eines Musikers, der mit der Gruppe Pink Floyd für viele eine große Bedeutung hatte.“ Waters sei mittlerweile „offenkundig zu einem aktiven BDS-Unterstützer und darüber hinaus -Verschwörungstheoretiker geworden.“ BDS ist eine israelkritische Boykottbewegung, der immer wieder auch Antisemitismus nachgesagt wird. „Als Kulturstaatsministerin kann und will ich kein Konzert verbieten“, sagte Roth. „Der Kampf gegen Antisemitismus ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Deshalb wünsche sie sich den Verzicht von Veranstaltern auf Konzerte mit Roger Waters, „und wenn sie dennoch stattfinden sollten, dass er vor leeren Hallen spielt“.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

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