"Die Siedlungen sind nicht das Problem"

Shlomo Riskin gilt in Israel und Nordamerika als einer der profiliertesten Rabbiner, der eine «modern-orthodoxe» Richtung des Judentums vertritt. Er hält Religiosität, Zionismus und modernes Leben für miteinander vereinbar, was sich beispielsweise in seiner Position wiederspiegelt, dass schwule oder lesbische Paare Kinder aufziehen dürfen oder religiöse Frauen am Militärdienst teilnehmen können. Nachdem Riskin zwanzig Jahre in New York als Gemeinderabbiner sowie an der Yeshiva University und der New York University wirkte, wanderte er 1983 nach Israel aus. Hier war er Mitbegründer der südlich von Jerusalem gelegenen Siedlung Efrat, die heute zu jenen Siedlungen gehört, die auch nach einem etwaigen Friedensschluss bei Israel verbleiben sollen. Politisch befürwortet Riskin im Übrigen eine «Zwei-Staaten-Lösung» des Nahost-Konflikts.

Shlomo Riskin ist auch Autor verschiedener Bücher und regelmäßiger Kolumnist in jüdischen, angelsächsischen Zeitungen wie auch beispielsweise der „Jerusalem Post“. Unter dem Namen «Or Torah Stone» hat Riskin daneben ein Netzwerk an Bildungseinrichtungen aufgebaut, zu dem unter anderem Schulen, ein Frauen-College, Rabbinerseminare, Diaspora- und christliche-jüdische Programme gehören. In orthodoxen und christlichen Kreisen wirbt er dafür, die historische Figur Jesus als religiösen Juden wahrzunehmen. Anfang des Jahres etwa sorgte die von ihm gewählte Bezeichnung «Rabbi Jesus» für Aufsehen und Kritik. Riskin ist verheiratet und hat vier Kinder und 15 Enkelkinder.

Das nachfolgend als ONLINE-EXTRA Nr. 123 zu lesende Gespräch, das der israelische Schriftsteller Chaim Noll und der freie Journalist Martin Jehle mit Rabbiner Shlomo Riskin führten, erschien in gedruckter Fassung dieser Tage in der August-Ausgabe der JÜDISCHEN ZEITUNG. Das Interview mit Riskin, in dem er sich u.a. über die Siedlung Efrat und jüdische Reformer, das Problem der Konversion und den Dialog mit Christen äußert, dürfte vermutlich das erste, auf jeden Fall wohl umfangreichste Interview mit ihm sein, das im deutschsprachigen Raum bislang erschienen ist.

Interview in der Online-Zeitung Compass vom 09. August 2010

Share this post