"Al Quds-Tag" 2012 in Berlin

Am 18. August fand zum Ende des Fastenmonats Ramadan wie jedes Jahr in Berlin eine Demonstration von Israelfeinden und Unterstützern der Hisbollah statt. Am Joachimsthaler Platz versammelten sich Israelfreunde zur Gegendemonstration.

Bevor gegen 16 Uhr der Demonstrationszug der selbsternannten „Befreier“ Jerusalems am U-Bahnhof Kurfürstendamm eintraf, hatten unter anderem Jörg Fischer-Ahron, Lala Süskind, Gesine Palmer, Gideon Joffe und Jörg Rensmann schon gesprochen. Als der Zug vorbeimarschierte und Demonstranten Israel dazu aufriefen, Palästina „in Ruhe zu lassen“ und aus der Gegend zu verschwinden, ertönten von unserer Seite Rufe wie „Free Gaza from Hamas“ und Gesänge wie „Hevenu Schalom alechem“.

Gesine Palmer
Gesine Palmer

Ein Auszug aus dem Redebeitrag von Gesine Palmer, Mitglied im Vorstand der DIG Berlin und Potsdam (die Rede wurde frei gehalten, es gilt das gesprochene Wort):

„Liebe Freunde,

erst einmal möchte ich Sie ganz herzlich vom Vorsitzenden der DIG Berlin-Potsdam, Jochen Feilcke, grüßen. Er ist heute leider verhindert und hat mich gebeten, hier zu sprechen.

Und dann möchte ich mich eigentlich direkt bei Herrn Achmadinedschad bedanken. Wenn ich noch gezögert hatte, ob ich wirklich kommen sollte, so hat er mir mit seiner Rede am Freitag vor Angehörigen der Teheraner Universität den Grund geliefert. Da heißt es; ich zitiere aus Spiegel online:

„Sperrt die Ohren auf: Auf der neuen Landkarte des Nahen Ostens wird es weder ein zionistisches Regime noch eine Vorherrschaft der USA geben“, sagte der Präsident in einer Rede an der Universität von Teheran. Die Zwei-Staaten-Lösung solle aufgegeben werden. „Sie ist bloß eine weitere Verschwörung.“

Gute Steilvorlage. Wenn jemand so eindeutig zur Vernichtung unserer Freunde aufruft, ist unser Platz an der Seite unserer Freunde. Darum bin ich hier und spreche zu Ihnen.

Die Zwei-Staaten-Lösung ist selbstverständlich nicht eine weitere Verschwörung, sondern die Idee, in der Region als ein demokratischer jüdischer Staat fortzubestehen. Mit einer starken Selbstverteidigung. Expansive Gelüste, wie sie Israel unterstellt werden – haben allenfalls die Regimes, die Israel ganz weg denken müssen aus der Region. Dass Israel wirklich nicht größer werden – aber unbedingt da sein will, das können sich nur die Leute nicht vorstellen, die selbst eben immer größer werden wollen.

Liebe Freunde, vieles, was in Israel als einer lebendigen Demokratie vor sich geht, ist den nicht demokratisch organisierten Regimes der Umgebung fremd. Uns aber ist es teuer und kostbar.

Im Deutschlandfunk wurde neulich von der Aktion „Shovrim Shtika“ berichtet. Soldatinnen und Soldaten, die in der Westbank und in Gaza eingesetzt waren, berichten darin über ihre Einsätze in diesen Gebieten. Sie diskutieren ihre Gewissensnöte mit ihren Landsleuten. Und trotz der Bedrohung von allen Seiten erlaubt sich diese Bevölkerung eine offene Diskussion. Ich will Ihnen aus diesem zweiten Bericht zitieren:

Bis heute hat „Shovrim Shtika“ weit über 700 Zeugnisse von Soldaten und Ex-Soldaten gesammelt und veröffentlicht. Knapp ein Drittel der Kombattanten sind noch im aktiven Dienst, während sie ihre Aussage machen. Yehuda Shaul [einer der Aktivisten der Gruppe]: „Übrigens passiert alles, was wir veröffentlichen, die Militärzensur. Wir haben nicht vor, Israels nationale Sicherheit zu gefährden. Das mag für Sie beängstigend klingen, aber ich würde mir wünschen, dass unsere Regierungsbehörden genauso offen und fortschrittlich wären wie die Militärzensur.“

Liebe Freunde, das ist Demokratie. Wenn in den Nachbarländern Israels der Umgang der Exekutive mit den eigenen Leuten und mit den von ihnen zu Feinden erklärten Israelis auch so offen verfahren würde – die Situation wäre sicher entspannter.

Wir verpflichten uns auf die Wahrung der Sicherheit eines demokratischen jüdischen Staates. Wenn jemand auf unseren Straßen verkündet, dass er diesen Staat weg haben will, hat er mit uns zu rechnen. Wir wollen das in unserer Macht stehende tun, um einen demokratischen jüdischen Staat in seinen Bestrebungen, mit den Nachbarn in Frieden zu leben, zu unterstützen.“

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