Bericht: Dan Schueftan: Neue Chancen und alte Gefahren im Nahen Osten

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin und Brandenburg e.V. hat gemeinsam mit dem Mideast Freedom Forum Berlin und dem Jungen Forum einen Vortrag von Dan Schueftan zum Thema „Neue Chancen und alte Gefahren im Nahen Osten“ in der Humboldt Universität zu Berlin durchgeführt.

Dan Schueftan, Ph.D., ist Direktor des International Graduate Program in National Security Studies an der Universität Haifa und Dozent am National Defense College der israelischen Armee (IDF).

In seinem Vortrag bezeichnete Schueftan Israel als „Anker der Stabilität“ im Nahen Osten: Israel könne als Staat sowohl ökonomisch als auch sicherheitspolitisch eine bessere Lage aufweisen als die Mehrheit der anderen Länder in der Region. Es sei in der Vergangenheit gelungen, die Einheitsfront der arabischen Staaten gegen Israel aufzubrechen, zunächst 1979 durch den Friedensschluss mit Ägypten, dann 1994 mit Jordanien und zuletzt vor ein paar Jahren durch die als historisch anzusehenden, dank Benjamin Netanjahu und Donald Trump zustande gekommenen „Abraham Accords“ mit den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain.

Auch militärisch sei Israel aufgerüstet, u.a. als Cyber-Großmacht, und sogar in der Lage, anderen Ländern wie Deutschland militärisches Material und Know-how zu liefern.

Gegenwärtig, so Schueftan, sei der Iran das Hauptproblem für Israel und die Welt: zwar habe die iranische Gesellschaft aufgrund ihres hohen zivilisatorischen Niveaus ein großes Potential, durch eine „barbarische“ Führung sei jedoch der Frieden und die Stabilität, regional wie global, gefährdet. Hier verfolge der Westen, negativ hervorgehoben wurde v.a. der ehemalige US-Präsident Obama, eine falsche Politik der Schwäche. Als mögliche „Zeitenwende“ bezeichnete er die Entscheidung der Bundesregierung unter SPD-Kanzler Scholz, infolge des Ukraine-Konflikts den Militär-Etat zu erhöhen und damit den Wert nationaler Selbstverteidigung als Voraussetzung für die Verteidigung von Freiheit und Menschenrechten und Abkehr von einem naiven Pazifismus anzuerkennen.

Wieder einmal hat sich gezeigt, warum Dan Schueftan als profunder Kenner der Gegenwart und Geschichte des Nahen und Mittleren Ostens gilt: seine haarscharfen und teils unbequemen Analysen der politischen Entwicklung in Israel sind meinungsstark und polarisierend, treffen aber meistens den Grundkern des Problems – etwa was die Beschreibung der arabischen Welt als eine in Ressentiments verharrender, regressiver „Stammesgesellschaft“ als ein Haupthindernis für den Frieden anbelangt.

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