Sommerfest 2012 der DIG Berlin und Potsdam

Ein Nachbericht über unsere vergangene Matinée am Griebnitzsee.

Von Nikoline Hansen

Das Truman-Haus am Griebnitzsee in Potsdam.
Das Truman-Haus am Griebnitzsee in Potsdam.

In einer gelungenen Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit konnte die Deutsch-Israelische Gesellschaft Berlin und Potsdam das traditionelle Sommerfest dieses Jahr in einem großartigen Ambiente mit historischer Kulisse bei viel Sonnenschein feiern: Die Truman-Villa am Griebnitzsee, die bereits drei US-Präsidenten beherbergt hat, bot einen idealen Ort für Musik, Gespräche und eine Lesung mit Adriana Altaras, bei der sie ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellte: So las sie humorvolle Passagen aus ihrem Buch „Titos Brille“, erzählte aber auch wie sie es empfand, als sie 2011 gebeten wurde, die Rede in der Paulskirche anlässlich des 9. November zu halten – eine Rede, der sie die bezeichnende Überschrift „Trauer to go“ gab. Auch hieraus gab sie eine kleine Kostprobe und es folgten angeregte Diskussionen, darunter der lebendige Erlebnisbericht des ehemaligen Berliner Philharmonikers Hellmut Stern, der ebenfalls zu Gast war und den 9. November 1938 selbst mit erlebt hatte.

Der Schwerpunkt der Veranstaltung war allerdings auf die Gegenwart ausgerichtet – und besonders auf die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, die inzwischen zu Recht als freundschaftlich bezeichnet werden können – ein Wunder, wie Rolf Berndt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ausführte. Seit 1983 hält die Stiftung zu Israel und den palästinensischen Gebieten Kontakt. Dieses Jahr brachte sie Kunst nach Yad Vashem: den Flügel BUCHENWALD, von der Künstlerin Gabriele von Lutzau aus dem Holz eines „Baum-Zeugen“ des KZs Buchenwalds gefertigt; er war zuvor im Bundestag ausgestellt gewesen.

Jochen Feilcke, Vorsitzender der DIG Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam, bedankte sich bei der Naumann-Stiftung für die Gastfreundschaft und erinnerte an die Rede von Angela Merkel vor der Knesset im März 2008 in Jerusalem, in der sie nicht nur gesagt hatte, dass Israel und Deutschland Partner sind, verbunden durch gemeinsame Werte, gemeinsame Herausforderungen und gemeinsame Interessen, sondern auch, dass die Sicherheit Israels nicht verhandelbar sei. Dies sei auch Auftrag der DIG: Israel ohne Wenn und Aber zur Seite zu stehen. Dies bedeute zwar, intern auch zu diskutieren und Kritik an der israelischen Politik zu üben, allerdings müsse klar sein: Wir stehen zu Israel auch in stürmischen Zeiten!

Michael Georg Link, Staatsminister im Auswärtigen Amt, über die deutsche Staatsräson und Israel
Michael Georg Link, Staatsminister im Auswärtigen Amt, über die deutsche Staatsräson und Israel

Michael Georg Link, MdB und Staatsminister im Auswärtigen Amt stellte fest, Israel sei Staatsräson – diese Botschaft in die Gesellschaft zu tragen sei Aufgabe der DIG, die eine eigene aktive Sektion in Heilbronn habe, in der er auch aktiv mitwirke. Er betonte, dass die gelebten gemeinsamen Werte Freiheit und Demokratie Kern der Partnerschaft seien: Israel sei die einzige seit Jahrzehnten funktionierende Demokratie in seiner Region; der dortige Parteienstreit zeige deutlich, wie lebendig die Demokratie sei. Das iranische Atomprogramm sei eine Bedrohung für die Region und die Sicherheitskonstruktion der Welt; deshalb spräche die Verschärfung der Sanktionen durch die EU auf deutsches Betreiben auch eine deutliche Sprache. Dennoch sei die Zeit für Diplomatie nicht abgelaufen. Ziel müsse die Zweistaatenlösung sein: sie sei langfristig die beste Garantie für Israels Sicherheit.

Zu Syrien erklärte Link, dass man klare und unmissverständliche Sicherheitsgarantien für Israel erwarte: Außenminister Westerwelle fordere ein klares Bekenntnis zu Toleranz und Demokratie und erwarte die Anerkennung der Existenz Israels. Man solle aber, so Link, die Deutsch-Israelischen Beziehungen nicht auf den Nahostkonflikt reduzieren: Es gebe eine Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Dazu zählten der Austausch im Bereich der Wissenschaft und Forschung sowie das Interesse junger Israelis an Deutschland. Nicht nur die Deutsch-Israelische Gesellschaft, auch Austauschorganisationen wie ConAct oder das Deutsch-Israelische Zukunftsforum, das gerade eine Anschubfinanzierung erhalten habe, tragen dazu bei, jüdisches Leben in Deutschland wieder zu beleben. Klarheit müsse deshalb auch in Sachen Beschneidung geschaffen werden: Täglich erhielte das Auswärtige Amt Anfragen, was denn in Deutschland los sei.

Seine Exzellenz Yakov Hadas-Handelsman, Botschafter des Staates Israel in Deutschland, erklärte, die deutsch-israelischen Beziehungen seien einzigartig und bewegten sich immer auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig: „Wir teilen die gleichen Werte und wir sind Freunde geworden“. Das Handelsvolumen betrage 6,5 Milliarden US-Dollar und die wissenschaftlichen Kooperationen wüchsen jährlich zu neuen Rekorden. Der wichtigste Faktor bilateraler Beziehungen seien allerdings die Menschen: „Israel braucht Freunde wie Sie, die zu ihm stehen, auch wenn es mal brenzlig wird. Die Arbeit der DIG ist wichtig, weil unser Land ständig Bedrohungen ausgesetzt ist und dies nicht immer von allen verstanden wird“, sagte Hadas-Handelsman. Kein Verständnis hatte er für Ankündigung der Stadt Frankfurt, den Theodor-Adorno-Preis dieses Jahr an Judith Butler zu verleihen, die sich aktiv an der Kampagne „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen für Palästina“ beteiligt: „Durch die Verleihung des Adorno-Preises an Judith Butler werden ihre Aussagen legitimiert, mit denen sie dem einzigen jüdischen Staat Schaden zufügt und seinen Gegnern in die Hände spielt.“ Zum Abschluss seiner Rede erinnerte er an den langjährigen unermüdlichen Einsatz von Meggie Jahn für Israel, der nun auch nach ihrem Tod durch die in überwältigender Anzahl eintreffenden Spenden an den KKL fortgeführt würde.

Andreas Büttner, MdL, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Landtag Brandenburg und ebenfalls Mitglied der DIG Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam, wies auf die regionalen Beziehungen Brandenburgs zu Israel hin: Die Exporte aus Brandenburg hätten sich seit 2006 verdoppelt, die Importe seien um ein Drittel gestiegen. Es gebe einen regelmäßigen Austausch zwischen der Jugendkunstschule Falkensee und israelischen Partnern. Diese persönlichen Kontakte seien wichtig. Man dürfe nie wieder zulassen, dass jüdische Menschen in unserem Lande Angst haben oder glauben müssten, Israel stünde zur Disposition. Verbesserungsbedarf sah Büttner bei den Städtepartnerschaften. Bislang gebe es nur zwei mit Frankfurt-Oder und Bad Belzig.

Die Schlacht ist eröffnet ...
Die Schlacht ist eröffnet ...

Für die unterhaltsame musikalische Umrahmung sorgte Andrej Hermlin mit seiner Band. So konnten sich die etwa 250 Gäste nach den ernsten Gedanken über die komplexen Aspekte der Nahostpolitik bei Swingmusik und einem köstlichen arabischen Buffet im deutsch-israelischen Dialog entspannen.

Das Grußwort von Botschafter Yakov Hadas-Handelsman finden Sie hier.

Die Rede von Michael Georg Link finden Sie hier.

Die Rede von Andreas Büttner finden Sie hier.

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