Jochen Feilcke, Reinhold Robbe und andere reagieren auf Günter Grass …

Günter Grass – begnadet und gnadenlos. Was will uns dieser eitle Selbstinszenierer sagen?
Er hält sich für das „Gewissen der Nation“, der „die Wahrheit sagt“.

Wir sagen: Günter Grass ist die falsche Person, zum falschen Thema, zur falschen Zeit.

Die falsche Person deshalb, weil Günter Grass nach seinem viel zu späten „outing“ nach Möglichkeiten sucht, wieder öffentlich wahrgenommen zu werden. Die Aufarbeitung seiner eigenen Biografie sollte er nicht mit dem sensiblen
Thema der Sicherheit Israels belasten.

Das falsche Thema deshalb, weil nicht Israel die Welt bedroht, sondern der Iran mit seinem durchgeknallten Staatspräsidenten Ahmadinedschad.  Wenn jetzt die Aufhebung von Sanktionen gefordert wird, wird der Verzicht gerade auf das Mittel gefordert, das der Kriegsvermeidung dient. Wir Deutschen sollten die Einzigartigkeit der deutsch-Israelischen Beziehungen gerade jetzt ernst nehmen und alles dafür tun, Israel zu stärken, nicht zu
schwächen.  Das hat nichts mit der jeweils aktuellen Regierungspolitik zu tun.

Der falsche Zeitpunkt deshalb, weil die Bedrohung Israels nicht abnimmt, sondern dramatisch zunimmt. Und zwar durch die politische Führung  des Iran.

Jochen Feilcke, Vorsitzender der DIG-Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam
Lea Rosh, Vorsitzende des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas

Berlin, 4. April 2012

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„Erschreckendes Unwissen“
DIG-Präsident Reinhold Robbe kritisiert Günter Grass

Günter Grass hat sich mit seinem Text auf das Feld wohlfeilen Moralgezeters begeben. Selbst ohne Antisemitismus zu unterstellen, gegen den sich Grass in dem „Gedicht“ selbstherrlich verwahrt, kann man doch angesichts solch
plumper, primitiver Rhetorik staunen – und sich ärgern.

Schon der Titel entlarvt die didaktische Haltung des Textes: „Was gesagt werden muss“. Als wäre Grass der erste, der eine längst überfällige Weltwahrheit auszusprechen wagt, weil allenthalben verschwörerische Kräfte solch „mutiges Wort“ unterdrücken.

Was aber adelt Grass zu der moralischen Überinstanz, die ihn offenbar so sehr belastet und ihm diesen dringend notwendigen Text in genialischem Ringen entlockt hat? Es ist das tausendjährige Erbe, natürlich. Grass meint, wir Nach- Nazis (Grass an erster Stelle) hätten mit unserer belasteten Historie auch ein höheres historisches Bewusstsein geerbt und seien somit prädestiniert, in der Welt Gerechtigkeit und Wahrheit ein für allemal zu verteidigen – und sei es mit Waffengewalt.

Denn Waffen sind es, die Grass hier wetzt. Sicher nicht das scharfe Schwert des Verstands, den man Grass noch vor wenigen Jahrzehnten zugetraut hätte. Nicht einmal das Messer des schneidenden Worts. Denn sein Gedicht „Was
gesagt werden muss“ ist ein magerer, selbstbezogener Text, überflüssig und eitel. Die Waffe des ehemaligen Dichters Grass ist die behauptete Moral. Mit Wucht und weltumspannender Geltung will er sie daherkommen lassen, voll
Überzeugung, dass ihm als Dichter diese Tumbheit nachgesehen werden wird.

Sein Unwissen über die komplexen politischen Verhältnisse im Nahen Osten ist erschreckend und seine Einlassungen dazu sind so pauschal und dürftig, dass es sich geradezu verbietet, im Detail darauf einzugehen. Grass diskreditiert sich selbst, als Intellektueller wie als Künstler.

„Was gesagt werden muss“, darf sehr wohl gesagt werden. Wir wollen es aber den Klugen überlassen.

4. April 2012

Und hier ein Interview mit DIG-Präsident Reinhold Robbe vom 07.04.2012 zu Grass, in dem er auch zum Einreiseverbot der israelischen Regierung Stellung nimmt. „Israel hätte den Ignoranten Grass einladen können.“ Mehr …

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Das interessiert uns auch …

Netanjahu über Günter Grass
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte am 05.04. zur Veröffentlichung von Günter Grass:

„Der peinliche Vergleich, den Günter Grass zwischen Israel und dem Iran gezogen hat, einem Regime, das die Shoah leugnet und zur Vernichtung Israels aufruft, sagt sehr wenig über Israel und viel über Herrn Grass.

Der Iran, nicht Israel, stellt eine Bedrohung für den Weltfrieden und die Sicherheit in der Welt dar.
Der Iran, nicht Israel, droht anderen Staaten damit, sie auszulöschen.
Der Iran, nicht Israel, unterstützt Terrororganisationen, die Raketen gegen unschuldige Zivilisten richten.
Der Iran, nicht Israel, unterstützt das Massaker des syrischen Regimes an seinem Volk.
Der Iran, nicht Israel, steinigt Frauen, henkt Homosexuelle und unterdrückt aufs grausamste Millionen eigener Bürger.

Sechzig Jahre lang hat Herr Grass seine Vergangenheit als Mitglied der Waffen-SS verschwiegen. Daher überrascht es nicht, dass er den einzigen jüdischen Staat auf der Welt als größte Bedrohung für den Weltfrieden ansieht und ihm sein Recht auf Selbstverteidigung abspricht. Anständige Leute auf der ganzen Welt sollten diese ignoranten und verwerflichen Aussagen verurteilen.“

Quelle: Amt des israelischen Ministerpräsidenten, 05.04.2012

Emmanuel Nahshon zur Veröffentlichung von Günter Grass´ am 04.04.2012
Zu Günter Grass´ Gedicht „Was gesagt werden muss“, das heute in verschiedenen Zeitungen veröffentlicht wurde, erklärt der Gesandte der Botschaft, Emmanuel Nahshon:

„Was gesagt werden muss ist, dass es zur europäischen Tradition gehört, die Juden vor dem Pessach-Fest des Ritualmords anzuklagen. Früher waren es christliche Kinder, deren Blut die Juden angeblich zur Herstellung der Mazzen verwendeten, heute ist es das iranische Volk, das der jüdische Staat angeblich auslöschen will.

Was auch gesagt werden muss ist, dass Israel der einzige Staat auf der Welt ist, dessen Existenzrecht öffentlich angezweifelt wird. So war es schon am Tag seiner Gründung, und so ist es auch heute noch.

Wir wollen in Frieden mit unseren Nachbarn in der Region leben. Und wir sind nicht bereit, die Rolle zu übernehmen, die Günter Grass uns bei der Vergangenheitsbewältigung des deutschen Volkes zuweist.“

(Newsletter der Botschaft des Staates Israel, 04.04.12)

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Der israelische Publizist und Autor Tom Segev in Deutschlandradio Kultur. Mehr …

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Henryk M. Broder in der WELT vom 4. April 2012: „Nicht ganz dicht, aber ein Dichter.“

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Ein Autor sät Lyrik und erntet Sturm. Bärbel Krauß
und Inge Günther in der Stuttgarter Zeitung vom 5. April 2012. Mehr …

Grass bekommt den Ärger, den er gesucht hat. Barbara Miller in der Schwäbischen Zeitung vom 5. April 2012. Mehr …

Mathias Döpfner in Bild: Der braune Kern der Zwiebel. Mehr ..

Richard Herzinger auf seiner Blogseite Freie Welt: Günter Grass auf Adolf Hitlers Spuren. Mehr ..

Tilman Krause in der Welt: Die „letzte Tinte“ bringt es an den Tag . Mehr …

Jan Fleischhauer im Spiegel: Schuldverrechnung eines Rechthabers. Mehr ..

Josef Joffe in der Zeit : Der Antisemitismus will raus. Mehr …

Malte Lehming im Tagesspiegel: Günter Grass – ein Kreis schließt sich. Mehr …

Michael Naumann im Tagesspiegel: Was spricht in Günter Grass? Mehr …

Clemens Wergin in der Welt: Günter Grass‘ seltsames Verhältnis zu den Fakten. Mehr

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Und hier finden Sie den „Stein des Anstoßes“ mit zahlreichen Kommentaren.

Der Vorwurf der „gleichgeschalteten Presse“ im Interview von Günter Grass mit Tom Buhrow (Tagesthemen am 5.4.) macht es leider nur noch schlimmer.
Hier kann man sich nur Hellmut Karaseck anschließen, der zwar Verständnis dafür hat, dass Grass sich verletzt fühlt, nicht aber für den genannten Vorwurf, den er am 5.4. folgendermaßen kontert:
Ein Gedicht, das derart närrisch ist, das ruft automatisch eine Gleichschaltung hervor. Denn wenn Sie schreiben ‚zwei und zwei ist fünf‘, dann sagen alle entsetzt: ‚Wir glauben, das ist vier.  Dann ist das keine Gleichschaltung, sondern eher eine Richtigstellung“. Mehr beim SWR am 05.04.2012…



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