Moral und Hypermoral – Arnold Gehlen und die European Jews for a Just Peace

Ein Motiv, das man nur ablehnen kann

Theodor W. Adorno diskutierte gerne mit ihm. Im Jahr 1969 publizierte der konservativ bis reaktionäre Philosoph Arnold Gehlen ein schmales Bändchen gegen die Neue Linke, in dem er nicht zuletzt die Intellektuellen als „Mundwerksburschen“ verhöhnte.

Der unter dem Titel „Moral und Hypermoral“ erschienene Essay identifiziert in anthropologischer Perspektive vier unterschiedliche Wurzeln der Moral: ein Ethos der Gegenseitigkeit, instinktiv gesteuerte Regungen wie Mitleid und Wohlbefinden, das Verbandsethos von Familien oder umgreifenden Gemeinschaften sowie ein Ethos der Institutionen. Dass Gehlen das humanitäre, das universalistische Ethos der Neuen Linken besonders zuwider war, muss nicht eigens betont werden – die Pointe seiner Argumentation läuft darauf hinaus, universalistische Moral letzten Endes als blinde Gesinnungsethik und – mehr noch – als individualistischen Selbstgenuss zu denunzieren.

Kolumne von Micha Brumlik in der taz vom 31.08.2010

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