„Israel und die Kirchen“ 10.12.2015

Veranstaltungsbericht:  „Israel und die Kirchen“ 10.12.2015

Eine Veranstaltung der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (AG Berlin und Potsdam) mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes.

Podiumsdiskussion mit dem ehemaligen Ratsvorsitzenden der EKD, Präses Dr. Nikolaus Schneider, und Prof. Dr. Yehoyada Amir, der als liberaler Rabbiner zugleich Professor für Jüdische Studien am Hebrew Union College in Jerusalem ist. Moderiert wurde das Gespräch von der Religionsphilosophin Dr. Gesine Palmer.

Israel und die Kirchen DIG Veranstaltung

„Never chair an all-male-panel“, hatten wir von Women in International
Security uns neulich noch gesagt, denn dann kommst du selbst nicht
raus als die, die auch was zu sagen hat. Für größere Runden in
notorisch frauenvernachlässigenden Kontexten bleibe ich in diesen
Zeiten auch dabei. Aber manchmal muss man die Gelegenheit zu
Ausnahmen mit Ausnahmerednern ergreifen oder sogar selbst
produzieren. An der KAS erlebten wir am 10.12. zwei ausgezeichnete
Redner, von deren Ton man sich in den gegenwärtig oft von Eifereien
dominierten Israel-Debatten sehr viel mehr wünschen würde.
Der liberale Rabbiner, Prof. Dr. Yehoyada Amir (der übrigens als
Vorsitzender von Maram „sein Haus“ mit 14 amtierenden Rabbinerinnen
und 14 Rabbinern bestens bestellt hat) überzeugte durch ein
tiefgründiges Bedenken der Gegenwart der Shoah. Die rationalen
Debatten seien alle unterlegt von den alten Traumata der Geschichte,
die tiefe Liebe zwischen Juden und Deutschen ebenso wie der leicht
aufspringende tiefe Hass. Ausgangspunkt für die weitere Arbeit müsse
immer die gemeinsame Ethik der Menschheit bleiben.
Der ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, Präses Dr. Nikolaus
Schneider, präsentierte die Geschichte der christlichen
Auseinandersetzungen mit der hebräischen Bibel und den winzigen
Ausschnitt der Selbstkritik lebhaft und humorig und so, dass man sich
fragte, warum das nicht immer schon allen so klar war. Es seien nur 50
von 2000 Jahren gemeinsamer Geschichte, in denen Christen sich
ernsthaft (wenn auch nicht ausnahmslos) um eine Klärung ihrer eigenen
Schuld bemüht hätten.
Beide Referenten erwiesen sich in der Debatte als so standfest wie
gelassen wie bereit, die Bedürftigkeit der je eigenen Position
anzuerkennen: Wir kommen aus dem Konflikt der Gegenwart allein nicht
heraus, sagte Amir, wir brauchen die europäische Unterstützung und
Menschen, die das Leiden der Israelis ebenso wie das der Palästinenser
anerkennen und sich der Geschichte bewusst sind.
Wir leisten gern engagierte Arbeit, und wir freuen uns, wenn wir in
unserer theologischen Selbstkritik jüdische Partner finden, die uns auf
Augenhöhe begegnen und uns lehren, wir freuen uns, wenn wir in
unserem Engagement mit den Christen, die in Israel und dem Nahen
Osten leben, kritische und selbstkritische israelische Partner finden.
Selten habe ich ein so gutes Gespräch moderieren dürfen. Das
Auditorium war engagiert und – wenn man danach geht, wie lebhaft
weiter diskutiert wurde – auch sehr angetan; die Gastgeber, für die KAS
Herr Kleine-Kraneburg, für die DIG Jochen Feilcke, und im Hintergrund
das Auswärtige Amt, vertreten durch Dr. Benedikt Haller, großzügig und
freundlich. Am Büchertisch wurde Beate Barwichs „Veni Creator Spiritus“
über Propst Heinrich Grpüber bereit gehalten, und die ganze Zeit waren
wir durch das Team der KAS bestens versorgt.
Fazit: Die Zusammenarbeit mit der KAS bewährte sich wieder einmal.
Inhaltliches Fazit: Die moderat Religiösen sind sehr wichtige
Gesprächspartner in diesen Angelegenheiten und sollten in allen
künftigen Gesprächen öfter gehört werden.
Und die Frauen? Mein Traumziel für’s nächste Mal ist ein Podium mit
Tzipi Livni und Sabine Leuthäusser-Schnarrenberger: Justizministerin
gewesen sein in Deutschland und in Israel. Somebody ready to chair an
all-female panel?

Bericht Dr. Gesine Palmer (Vorstand DIG Berlin und Potsdam)

 

Share this post