DIG-Hauptversammlung 2010

Blick in den Kaisersaal
Blick in den Kaisersaal, Foto: Günther Lübbers

Am 10. Oktober 2010 fand im Erfurter Kaisersaal die 34. DIG-Hauptversammlung mit einer Neuwahl des Präsidiums statt. Der DIG-Arbeitsgemeinschaft Erfurt unter ihrem Vorsitzenden Dr. Martin Borowsky ist dabei ausdrücklich für die exzellente Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung zu danken.

Zum Auftakt der Mitgliederversammlung  sprachen die Ministerpräsidentin des Landes Thüringen, Christine Lieberknecht, der Oberbürgermeister der Stadt Erfurt, Andreas Bausewein, der israelische Gesandte an der Botschaft des Staates Israel, Emmanuel Nahshon, sowie der Generalsekretär der Gesellschaft Schweiz-Israel, Walter Blum, Grussworte. Alle Redner dankten den Vertretern der Arbeitsgemeinschaften für ihr Engagement zugunsten einer Verständigung zwischen Deutschland und Israel. Lieberknecht und Bausewein berichteten zugleich über Initiativen des Landes bzw. der Stadt Erfurt für die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte vor Ort. Ein besonderes Angebot am Vormittag waren sicher eine Stadtführung sowie ein Besuch der im Jahr 2009 wiedereröffneten Alten Synagoge, die fußläufig zu erreichen war. Der seit Februar 2010 dort ausgestellte mittelalterliche Judenschatz mit dem wunderschönen goldenen Hochzeitsring, der von der Braut nur am Tag der Trauung getragen wurde, hat weltweit Aufsehen erregt. Mehr …

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Dr. h.c. Johannes Gerster gab in Erfurt den Stab weiter an den bisherigen Vizepräsidenten der DIG, Reinhold Robbe, ehemaliges Mitglied des Deutschen Bundestages sowie früherer Wehrbeauftragter. Damit übernimmt ein Vertreter der jüngeren Generation dieses Amt. Dem Gschf. Präsidium werden künftig neben dem Präsidenten und dem Schatzmeister Volker Heidmann (Hamburg), Marieluise Beck, MdB (Bündnis 90/Die Grünen), Gitta Connemann, MdB (CDU/CSU-Fraktion), Christian Lange, MdB (SPD), Florian Toncar, MdB (FDP), Hildegard Müller (MdB a.D. und frühere Staatsministerin im Bundeskanzleramt) sowie die AG-Vorsitzenden von Schleswig-Holstein, Anke Eymer (MdB a.D.) und Hamburg, Heike Anna Grunewald, angehören.

Die Diskussion stand ganz im Zeichen des Unmuts aus den Reihen einzelner Arbeitsgemeinschaften – so auch Berlin und Frankfurt – über die Zustimmung aller Parteien im Deutschen Bundestag zu dem Gaza-Antrag im Juli 2010, der eine „sofortige Aufhebung der israelischen Blockade“ gefordert hatte. Dabei wurden vor allem den bisherigen Politikern im Geschäftsführenden Präsidium gravierende Versäumnisse im Zusammenhang mit der Verabschiedung der Resolution vorgeworfen. Marieluise Beck, nach den Bundestagswahlen die einzige noch amtierende Bundestagsabgeordnete, räumte Fehler der politisch Verantwortlichen ein. Dies habe sich spätestens dann gezeigt, als „Die Linke“ dem überfraktionellen Antrag am Ende doch zustimmen konnte. Beck verwies aber auf zahlreiche Versuche ihrerseits – auch in Abstimmung mit dem Kanzleramt – noch wichtige Änderungen im Wortlaut vorzunehmen.  Eigentlicher Anlaß für die übereilte Aktion war ein zunächst allein von der Linken vorgelegter Israel-kritischer Antrag infolge der Aufbringung der Gaza-Flotille im Mittelmeer durch israelisches Militär gewesen. Unter den Anwesenden in Erfurt bestand Einigkeit darüber, dass man neben Israel keinem anderen Land das Recht auf Selbstverteidigung absprechen würde. Von den Delegierten kritisiert wurde auch, dass zwar ständig danach gerufen werde, mehr junge Leute für die DIG zu gewinnen, die Präsentation einer ansprechenden Internetseite aber bis heute nicht gelungen sei.

Im Rahmen einer Kommission sollen auf der Grundlage verschiedener unter Federführung von Berlin und Frankfurt vorgelegter Anträge, die auch Satzungsänderungen mit sich bringen könnten, über eine Umstrukturierung der bisherigen Arbeit sowie den künftigen Kurs der DIG – Was heißt für uns Israelsolidarität? – beraten werden. In einem zweiten Schritt ist vorgesehen, die Ergebnisse der Kommission in den regionalen Arbeitsgemeinschaften zu diskutieren.

Jochen Feilcke als Vorsitzender der größten Arbeitsgemeinschaft (Berlin und Potsdam) und Claudia Korenke als Vorsitzende der AG Frankfurt/M., ebenfalls eine der aktivsten DIG-Arbeitsgemeinschaften, kandidierten auf eigenen Wunsch nicht mehr für das Geschf. Präsidium und wollten dies auch als politisches Zeichen verstanden wissen. Feilcke wird aber in der Antragskommission mitarbeiten. Der neue Präsident Reinhold Robbe bedauerte den Rückzug der beiden aus dem Präsidium ausdrücklich.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, wurde spontan Mitglied der DIG. Erste Gratulantin: Marieluise Beck. Von der Versammlung begrüßt wurde der Beitritt des Generalsekretärs des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, zur DIG. Er war als Ehrengast nach Erfurt gekommen.

Am Vortag hatten die Delegierten im Augustinerkloster in der Erfurter Altstadt bereits mit Botschafter a.D. Avi Primor über „Die Erwartungen Israels an die Deutschen“ diskutiert. Auch in dieser Debatte kamen die unterschiedlichen Positionen aus den Arbeitsgemeinschaften zu den Erwartungen an die „größte Freundschaftsgesellschaft Israels  in Deutschland“ klar zum Ausdruck.

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Am Abend lud der thüringische Justizminister Dr. Holger Poppenhäger in Vertretung des Ministers für Bundes- und Europaangelegenheiten und Chef der Staatskanzlei in Thüringen, Dr. Jürgen Schöning, zu einem Empfang in den Barocksaal der Staatskanzlei ein, bei dem ein informeller und geselliger Austausch zwischen den Delegierten im Mittelpunkt stand. Wir danken an dieser Stelle für die große Gastfreundschaft. Die letzten Gäste verließen das Haus erst gegen 21.30 Uhr.

Auf dem Weg zur Staatskanzlei konnten wir den erhalten gebliebenden Turm der Johanneskirche im Abendlicht bewundern und passierten nach Verlassen des Kaisersaals das Erfurter Stadtmuseum:

Vor dem Kaisersaal. Foto: Günther LübbersDer Erfurter Johannesturm im Abendlicht.

Erfurter Stadtmuseum, Eingang

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Bericht und fast alle Fotos von Meggie Jahn

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Und das ist Geschichte:

Am 2. November fand die 33. DIG-Hauptversammlung am 2. November 2008 in Potsdam mit der Neuwahl des Präsidiums statt.

DIG-Präsident Gerster beim Empfang im Potsdamer Landtag, umringt von den Kasseler Delegierten.
DIG-Präsident Gerster beim Empfang im Potsdamer Landtag, umringt von Kasseler und Hamburger Delegierten.

Dabei wurde der bisherige Präsident, Dr. h.c. Johannes Gerster, in seinem Amt bestätigt. Gleiches gilt für die DIG-Vizepräsidenten Jochen Feilcke (Berlin und Potsdam), Anke Eymer (MdB), Claudia Korenke (Frankfurt), Dirk Niebel (MdB), Reinhold Robbe (Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages), Dirk Niebel (MdB) und den Schatzmeister Volker Heidmann. Franz Hellmut Schürholz wurde für die AG Stuttgart neu gewählt, gleiches gilt für den Vertreter des Jugendforums, Stefan Hensel, der sich auf eigenen Wunsch inzwischen aus dem Geschäftsführenden Präsidium zurück gezogen hat.

Zudem wurden 15 Beisitzer gewählt, darunter auch Meggie Jahn und Knut Teske aus Berlin. Das Jugendforum ist mit Hannes Greiling, inzwischen auch Vorsitzender der DIG Mannheim, ebenfalls im Präsidium vertreten.

Das Geschf. Präsidium, v.l.: V. Heidmann, K. Teske W. Freitag, C. Korenke, J. Gerster,  F.H. Schürholz, D. Niebel und A. Eymer
Ein Teil des Gschf. Präsidiums: v.l.: V. Heidmann, M. L. Beck, W. Freitag, C. Korenke, J. Gerster, F.H. Schürholz, D. Niebel, Stefan Hensel und A. Eymer


Potsdamer Erklaerung
(PDF)

(Fotos von Meggie Jahn)

Die damalige Kulturstaatssekretärin Johanna Wanka und der liberale Rabbiner Walter Homolka sprachen ein Grußwort zu der Versammlung.

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