Ahmadinedschad plustert sich an Israels Grenze auf

Irans Präsident besuchte am 13.10. den Libanon, um die Hisbollah zu stärken. Und demonstriert Israel, wie stark sein Einfluss an der Grenze des Landes ist …

Lesen Sie mehr zu der Provokation des iranischen Präsidenten bei WELT online vom 13.10.2010 .

__________

Im Folgenden auch eine Zusammenstellung mit mehr Informationen zum Thema, zusammengestellt von Albrecht Lohrbächer:

Ahmadinejad: Zionisten werden es nicht mehr lange machen
Bei einer Massenkundgebung in der südlibanesischen Hisbollah-Hochburg Bint Jibil hat der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad am Donnerstag erneut gegen Israel gehetzt. Nur vier Kilometer von der israelischen Grenze entfernt heizte er seine Zuhörer zum Kampf gegen den Nachbarn im Süden an, dessen Untergang er als gewiss darstellte.

„Gott segnet das libanesische Volk, seine dem Heiligen Krieg (Jihad) verpflichteten Söhne und euch – die Gerechtigkeit und Wahrheit suchen. Ihr standet an vorderster Front in der Schlacht gegen die Aggressoren und Besatzer und habt die Sicherheit des Libanons verteidigt“, predigte der Präsident.

„Ich danke euch für euren Mut und dafür, dass ihr Schwerter und Panzer mit eurer Entschlossenheit und Willenskraft geschlagen habt. Ihr habt bewiesen, dass die libanesische Nation und ihr Widerstand stärker sind als die Schwerter der Zionisten“, so Ahmadinejad weiter.

Was Israels Zukunft anbelange, versicherte der Iraner: „Die Welt sollte wissen, dass die Zionisten alsbald werden gehen müssen und es nicht mehr lange machen werden. Sie sind die Feinde der Menschheit und werden keine andere Chance haben als aufzugeben. Palästina wird befreit werden durch die Macht des Glaubens.“

Zuvor hatte Ahmadinejad bei der Entgegennahme der Ehrendoktorwürde der Libanesischen Universität in Beirut abermals bekräftigt, dass die Islamische Republik an ihrem Atomprogramm festhalten wolle.

Israels Ministerpräsident Binyamin Netanyahu sagte am Donnerstag zu dem Libanon-Besuch Ahmadinejads: „Bedauerlicherweise verwandelt sich der Libanon zusehends in einen Satelliten des Ayatollah-Regimes. Das ist tragisch für den Libanon, aber Israel wird sich selbst gegen solche Entwicklungen zu verteidigen wissen.“

(Yedioth Ahronot, 14.10.10)


Provokationen und Kritik

Von Jacques Ungar, 14. Oktober 2010

Mit seinem Besuch in Libanon wollte der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad diese Woche in erster Linie provozieren, und zwar nicht nur den Erzfeind Israel. Auch vielen Kreisen in Beirut selber war die Visite ein Dorn im Auge, ganz zu schweigen von den um die Stabilität der Region besorgten gemässigten Arabernationen, wie etwa Saudi-Arabien.

AUF VISITE IN LIBANON Mahmoud Ahmadinejad wollte mit seinem Besuch vor allem provozieren

Kurz bevor er am Mittwoch zu seinem ersten Staatsbesuch in Libanon auf dem internationalen Flughafen von Beirut landete, erhielt der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad einen Telefonanruf des saudischen Königs. Einzelheiten der Unterhaltung drangen zwar nicht an die Öffentlichkeit, doch braucht es wenig Fantasie, um sich Vorstellungen über die zentrale Thematik des Gesprächs zu machen: Der um die regionale Stabilität offensichtlich besorgte saudische Monarch dürfte dem Iraner ins Gewissen geredet haben, bei seiner für Donnerstag geplant gewesenen Visite in unmittelbarer Nähe der israelischen Grenze in Südlibanon nicht über die Stränge zu hauen − etwa mit der beabsichtigten Geste, einen symbolischen Stein des Protestes auf die israelische Seite des Grenzzauns zu werfen.
Auf der israelischen Seite liess man im Vorfeld des Besuchs aus Teheran durchblicken, dass man sich zu keinen Gegen-Provokationen hinreissen lassen wolle, würde Ahmadinejads Auftauchen an der Nordgrenzen doch nur die seit geraumer Zeit bereits existierende Realität bestätigen: Seitdem vor rund zwei Monaten ein israelischer Oberstleutnant an der Grenze von einem Scharfschützen der libanesischen Armee erschossen worden ist, herrscht erhöhte Spannung im Norden. Beide Seiten stehen Gewehr bei Fuss, wobei Israel mit wachsender Ungeduld auf die erste falsche Bewegung der Hizbollah wartet, um die ebenso verhasste wie durch ihre stetige Aufrüstung für Israel zusehends gefährliche Schiitenmiliz endlich wieder in die Schranken weisen zu können.
Ahmadinejads Libanon-Visite ist übrigens im Zedernland selber auch alles andere als unumstritten, und diverse Splittergruppen haben mit Störmanövern oder gar der Absicht gedroht, den persischen Gast physisch zu belangen. Heute Freitag werden wir wissen, wie realistisch diese Drohungen und Gegen-Drohungen waren. Wie dem auch sei: Der von Ahmadinejad kreierte Polit-Slogan, die iranische Grenze sei im Norden Israels, wird in Jerusalem keinesfalls als leeres Propagandagerede aufgenommen. Mit entsprechend erhöhter Wachsamkeit verfolgt man daher das Geschehen auf der libanesischen Seite des Fatma-Tores nördlich von Metulla. Das nicht erst seit dieser Woche, doch diese Woche ganz besonders.

================================

In einer Analyse des Israelnetz-Korrespondenten Johannes Gerloff heißt es zum gleichen Thema:

Das Machtvakuum in der arabischen Welt ist mit Händen zu greifen. Syriens Baschar el-Assad ist es nie wirklich gelungen, die großen Stiefel seines Vaters auszufüllen. Der 82-jährige Ägypter Hosni Mubarak kämpft um seine Gesundheit, sucht einen Nachfolger und bemüht sich, die Hydra Muslimbruderschaft im eigenen Lande in Schach zu halten. Der Irak ist nach dem Sturz Saddam Husseins in sich zusammengebrochen. Auf diesem Hintergrund buhlen Ankara und Teheran um die Achtung der islamischen Welt. Der schiitische Halbmond, von Indien über Pakistan, den Iran und Syrien bis in den Südlibanon fordert die ihm seit Jahrhunderten verweigerte Ehre.

Und dann ist da seit Jahren ein innerlibanesischer Machtkampf, den der verlängerte Arm des Iran, die radikal-schiitische Hisbollah längst zu ihren Gunsten entscheiden konnte. Die einst so mächtigen christlichen Milizen des Zedernstaates sind verschwunden. Die Palästinenser, die einmal die einzige nichtjüdische Demokratie im Nahen Osten erfolgreich ausgehöhlt und zum Einsturz gebracht haben, sind erfolgreich neutralisiert. Warlords, wie der Druse Walid Dschumblat, haben keine militärischen Druckmittel mehr zur Hand.

Die libanesische Armee ist so schiitisch durchsetzt, dass sie der Hisbollah auf dem Weg zum Triumph keine Steine in den Weg legen wird, selbst wenn sie das wollte. Schon vor Jahren galten Genehmigungen ziviler Behörden, der Armee und des militärischen Geheimdienstes nichts im Vergleich zu einem Kopfnicken der allgegenwärtigen und fast allmächtigen Hisbollah. Die Befürchtung der USA, „die Hisbollah könnte die libanesische Souveränität untergraben“, hinkt der Realität um Jahre hinterher. Mehrere, teils gewaltsame Versuche sind in den vergangenen Jahren gescheitert, die Schiitenmiliz in die Schranken zu weisen.

Besonders demütigend für libanesische Christen und Sunniten gleichermaßen ist das Schicksal eines internationalen Tribunals, das den tödlichen Anschlag auf den libanesischen Regierungschef Rafik Hariri untersuchen soll. Der Sohn des schwerreichen Geschäftsmannes, Saad Hariri, der heute als Premierminister des Libanon auf dem Platz seines Vaters sitzt, sieht sich unverhohlenen Drohungen ausgesetzt. Möglicherweise steckt die Hisbollah hinter dem Mord. Jetzt muss der junge Hariri mit den Hassern seines Vaters kooperieren. In Damaskus wurden eine Woche vor dem Ahmadinedschad-Besuch 33 Haftbefehle rechtskräftig, teilweise gegen engste Verbündete Hariris.

Share this post