Ulrich W. Sahm sprach im Centrum Judaicum über die aktuelle Lage in Nahost

Ulrich W. Sahm und Maya Zehden
Ulrich W. Sahm und Maya Zehden

Bis auf den letzten Platz war der Große Saal im Centrum Judaicum besetzt, als Ulrich W. Sahm am 11. Juli von Maya Zehden zur aktuellen Lage in Nahost befragt wurde. Wenn es nicht so zynisch klänge, würde ich sagen: Es herrschte Bombenstimmung.

Natürlich kann man auch in den Zeitungen lesen, dass die israelische Regierung zu den Vorgängen in Syrien schweigt, weil es nicht inIsraels Interesse liegt, am stillen Gleichgewicht der gegenseitigenAbschreckung etwas zu ändern. Natürlich erwartet niemand, dass geheime Informationen ausgeplaudert werden. Aber Sahm würzt seine regierungskorrekte Lagebeschreibung mit interessanten Interpretationen und Beobachtungen aus dem Alltagsleben, die man so eben nur im direkten Gespräch bekommt. Auf die Frage nach den Gerüchten über von israelischen Kampfflugzeugen zerstörte Atomanlagen in Syrien berichtet er gleichsam amüsiert von den Strategien und Einzelschritten der Verleugnung. Da alle Beteiligten Dinge getan hatten, die sie nicht hätten tun dürfen, haben sie alle offiziell nichts gemacht. Wenn einer etwas hat, das er nicht haben darf, und der andere ihm das zerstört, obwohl er keine Eintrittserlaubnis hat, „macht man Politik, ohne Politik zumachen.“

Dani Neumann, DIG-Vorstand, mit Levi Salomon, Jüdische Gemeinde
Dani Neumann, DIG-Vorstand

Neben solchen geradezu paulinischen Formulierungen erfuhr man, dass Benzin in Gaza nur ein Viertel von dem kostet, was man in Israel dafürbezahlt, inwiefern die israelische Lieferung humanitärer Güter nach  Gaza die Geschäfte der Hamas – die für ihre Tunnelwirtschaft Zölle erhebt – stört und deswegen unerwünscht sei, und wieso die Parkuhr in Ramallah ein Zeichen für Staatsbildung von unten ist.  Der lockere und hochamüsante Plauderton Sahms hatte gelegentliche Einschüsse von hochfahrender Identifikation mit der Regierung. Dadurch gerade war er vielleicht souverän genug für einPublikum, das sich ebenfalls in Hochform zeigte. Gefragt, ob der Mossad wieder zu alter Form zurückgefunden hätte in der Sabotage dessen, was Sahm beharrlich berlinernd die „Flotillje“ nannte, wusste er, dass auf jeden Fall für eine Bauchlandung aller derartigen Versuche gesorgt sei. Manchem wurde es doch etwas zu triumphal, wenn dann noch ein „mir tun die Frauen in Gaza ja auch leid“ hinterher kam. Insgesamt aber unterhielt man sich gut, während man zugleich viel Neues hörte.  So darf es öfter sein.

Ein Bericht von Dr. Gesine Palmer

  • Hier finden Sie ein Video auf You Tube mit einem Vortrag von Uli Sahm in Rendsburg zum Thema „Umbruch in Nahost.  Dabei gerät der Vortrag immer wieder zum Grundsatzvortrag eines „Insiders“ über den israelisch-palästinensischen Konflikt, der des Streitens nicht müde wird. Das Video ist schon deshalb hörenswert.  Sahm lebt als  deutscher Journalist seit Jahrzehnten in Israel.

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