Verleihung des Deutschen Medienpreises 2011 am 24. Februar – Jochen Feilcke schreibt an Bundespräsident Herzog

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,

der Deutsche Medienpreis 2011 wird am 24. Februar an Persönlichkeiten verliehen, deren „Taten herausragende Symbole der Menschlichkeit“ sind. Nach unserer Kenntnis werden Sie die Laudatio auf die Preisträger halten.

Erlauben Sie mir bitte, mich als ehemaliger Bundestagsabgeordneter (stellv. Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe) und heutiger Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in Berlin mit der herzlichen und dringenden Bitte an Sie zu wenden, Pfarrer Mitri Raheb aus Bethlehem nicht zu ehren. Ich befinde mich mit dieser Bitte in völliger Übereinstimmung mit den Mitgliedern unseres Vorstandes, mit anderen Arbeitsgemeinschaften unserer Vereinigung und auch mit dem Präsidenten der DIG Reinhold Robbe.

Mitri Raheb ist ein prominenter palästinensischer Christ, welcher die Delegitimierung des Jüdischen Volkes betreibt und die Existenz des Staates Israel bekämpft. Wie u.a. der Jerusalemer Historiker Malcom Lowe belegt hat, spricht Mitri Raheb dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu die Nachkommenschaft vom alttestamentarischen Volk Israel ab. Mitri Raheb vergleicht die Politik Israels mit dem
Apartheid-System des früheren Südafrika und ist einer der maßgeblichen Autoren des so genannten „Kairos-Dokuments“ aus dem Jahr 2010. In ihm wird die Gewalt gegen Israel gutgeheißen, Israel als alleiniger Verursacher des Nahostkonflikts gegeißelt und sogar zum Wirtschaftsboykott gegen Israel aufgerufen.

Als Bundespräsident haben Sie sich große Verdienste um die Deutsch-Israelische Freundschaft und die aktive Erinnerung an den Holocaust erworben: 1994 haben Sie sich ganz bewusst dafür entschieden, Israel als erstes außereuropäisches Land zu besuchen. Sie begründeten dies gegenüber dem damaligen israelischen Staatspräsidenten Ezer Weizman mit dem hohen Stellenwert, den dieses Verhältnis für Sie persönlich habe.

1996 haben Sie den Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus eingeführt. In der ersten Gedenkstunde am 27. Januar 1996 erinnerten Sie an die Boykottmaßnahmen gegen jüdische Bürger und ihre Entfernung aus dem öffentlichen Leben. Sie betonten, dass es heute „die entscheidende Aufgabe (ist), eine Wiederholung – wo und in welcher Form auch immer – zu verhindern. Dazu gehört beides: die Kenntnis der Folgen von Rassismus und Totalitarismus und die Kenntnis der Anfänge, die oft im Kleinen, ja sogar im Banalen liegen können… Ein
Vermächtnis der deutschen Verstrickungen in die NS-Diktatur und ihre Verbrechen ist auch unsere besondere Solidarität mit dem Staate Israel. Was David Ben Gurion und Konrad Adenauer einst begründet haben, ist zu einer engen Partnerschaft erwachsen, über die wir Deutschen froh sind und für die wir Israel dankbar sind.“

Wie lassen sich diese Worte mit den Boykottaufrufen des „Kairos-Dokuments“ vereinbaren? Wie lassen sie sich vereinbaren mit Mitri Rahebs Versuchen, Israel zu delegitimieren und wie mit dem Vorwurf der Apartheid?

Eine aktive Erinnerung an den Holocaust und die besondere Solidarität Deutschlands gegenüber Israel ist mit einer Laudatio für Pfarrer Mitri Raheb m.E. nicht vereinbar.

Bitte sehen Sie deshalb von einer Ehrung Mitri Rahebs am 24. Februar 2012 in Baden-Baden ab und wirken Sie auf Media Control ein,  die Preisvergabe an ihn zurückzuziehen!

Mit vorzüglicher Hochachtung

Jochen Feilcke

Berlin, den 15.02.2012

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