Rede Nathan Gelbart vom K.H.

Liebe Freunde,

Ministerpräsident Itzhak Rabin ist seit nunmehr seit 15 Jahren nicht mehr unter uns.

Kein Tod eines israelischen Politikers hat die israelische Gesellschaft derart schockiert und auseinandergerissen wie der Mord an Itzhak Rabin, war es doch ein israelischer, auch jüdischer Mörder, der die Geschichte des Staates Israels und des gesamten Nahen Ostens derart nachhaltig verändern sollte.

Itzhak Rabin ging, doch seine Vision und sein unerschüttlicher Friedenswille sind der israelischen Gesellschaft erhalten geblieben.

Und wenn heute die weiterhin stattfindenden Friedensverhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern stagnieren, dann liegt dies in erster Linie weniger am fehlenden israelischen, ernsthafter als je zuvor dokumentierten Friedenswillen. Der Verweis auf die unterbliebene Verlängerung des israelischen Baumoratoriums in der West-Bank ist hierbei lediglich eine Schutzbehauptung; beziehen sich erteilte Baugenehmigungen doch ausschließlich auf bereits bestehende Ortschaften, deren Bewohner ohne erkennbare Aussicht auf einen tatsächlichen Friedensschluss mangels ausreichenden Wohnraumes wohl kaum ihre jetzige Heimat verlassen werden. Jüdische Ortschaften jenseits der sog. „grünen Linie“ waren historisch nie und wären auch heute kein ernsthaftes Hindernis der Umsetzung eines Friedensabkommens. Dies haben israelische Regierungen in der Vergangenheit sowohl in der Sinai-Halbinsel als auch im Gaza-Streifen ausreichend dokumentiert und unter Beweis gestellt.

Der wahre Grund, meine Damen und Herren, liegt bekanntlich woanders. Es ist die weiterhin fehlende Bereitschaft der palästinensischen Verhandlungsdelegation, zwei für die israelische Gesellschaft elementare Bedingungen zu akzeptieren: 1. Die Anerkennung Israels als Heimstätte des jüdischen Volkes und damit die Gleichbehandlung mit allen anderen Völkern und Staaten in der Region 2. Die klare Absicht der endgültigen Konfliktbeilegung ohne Vorbehalt jeglicher Nachforderungen. Eine Forderung, die natürlicher Bestandteil jeder Einigung ist und auch hier sein muss. Alles, was die israelische Gesellschaft verlangt, ist die Gewissheit, dass der Tag kommt, an dem die Menschen in Israel keine Sorge mehr davor haben müssen, ob sie selbst oder ihre Kinder am Abend wieder lebendig und unversehrt nach Hause zu ihren Lieben kommen. Die Gewissheit, dass Schulkinder in der südisraelischen Stadt Sderot nicht mehr ihren Schulunterricht und unzählige Nächte in fensterlosen Bunkern werden verbringen müssen. Ist das, liebe Freunde, von einem ernsthaft an Frieden interessierten, palästinensischem Verhandlungspartner zuviel verlangt ?

Bislang zumindest, so scheint es, leider ja.

Liebe Freunde, der Staat Israel wurde 1948 nicht friedlich geschaffen. Er ist trotz mehrheitlicher Beschlussfassung in den Vereinten Nationen im November 1947 Resultat eines bitteren Krieges zwischen jungen jüdischen Soldaten ohne anspruchsvolles Kriegsgerät, zumeist ausgemergelte Überlebende des Holocaust und ihren arabischen Nachbarn. Ein Krieg, der bis heute in den Jahren 1956, 1967, 1973, 1982, 2006 und 2009 leider mehrere Fortsetzungen erleben musste und aus dem Israel nicht nur siegreich hervorging, sondern hervorgehen musste. Denn die einzige Alternative wäre der zweite Holocaust, die zweite Shoah. Und es waren und sind diese jungen Menschen in Uniform, die mit ihrem eigenen Leben und ihrer Unversehrtheit einen sehr hohen Preis dafür bezahlen mussten. Junge Menschen, die sich von den auch heute draußen pöbelnden, angeblichen Friedensaktivisten, nicht vorhalten lassen werden, dass sie und ihr Volk überlebt haben und – mit G“ttes Hilfe – weiterhin überleben werden.

Meine Damen und Herren, Frieden in der Völkergemeinschaft, nicht nur im Nahen Osten, lässt sich nicht allein durch Verträge, durch sichere Grenzen und Regelungen über die Wasserverteilung erreichen. Eine nicht weniger wichtige Voraussetzung dafür, dass Frieden nicht nur unterschrieben, sondern von den betroffenen Menschen auch gelebt wird, ist eines der wichtigsten Lebenselixiere unserer Zivilgesellschaft: Bildung.

Ein Gut, dass im modernen Israel allen Menschen zur Verfügung steht. Doch, wie in vielen Regionen auf diesem Erdball, gibt es auch in Israel Kinder, denen aufgrund ihrer persönlichen und familiären Verhältnisse die herkömmlichen Bildungswege nicht offen stehen. Kinder, die aufgrund väterlicher Abwesenheit schlichtweg selbst den Familienalltag gestalten und sichern müssen. Kinder, die aufgrund häuslicher Gewalt woanders ihr sicheres Dach über ihrem Kopf suchen müssen. Gefährdete Kinder.

Hier, liebe Freunde, hat der Keren Hayesod – die vereinigte Israelaktion e.V. – eine der ältesten und größten jüdischen Wohlfahrtsorganisationen weltweit – das Projekt „Zukunft der Jugend“ in der nordisraelischen Stadt Ma´alot in die Welt gerufen. Dort arbeiten heute elf Tutoren an sechs Schulen mit insgesamt 140 Kindern bei individuellen Treffen, Gruppenaktivitäten und Veranstaltungen wie Aufführungen und Feriencamps. Dieses wunderbare Projekt verdient wahrlich unserer aller Unterstützung, um es nicht nur am Leben zu erhalten, sondern sogar zu erweitern und hierdurch einer noch größeren Zahl von Kindern den Zugang zu einem unserer wichtigsten immateriellen Güter zu verschaffen: Bildung.

Meine Dame und Herren, der Keren Hayesod und mit ihm viele Kinder in Maalot freuen sich über jede Unterstützung, die Sie ihnen zukommen lassen können und wollen. Dies können Sie durch die Verwendung der sich auf ihren Sitzen befindlichen Überweisungsträger tun. Sie können aber auch zur Vereinfachung ihre geschätzte Unterstützung in der Pause durch eine Barspende leisten. Die Assistenten des Keren Hayesod werden Ihnen hierbei sehr gerne behilflich sein.

Für Ihre Unterstützung danke ich Ihnen von ganzem Herzen. Toda Raba. Vielen Dank und Shalom.

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