Rabin-Gedenkkonzert mit Keren Hadar und Yoni Farhi am 1. November 2009

Keren Hadar
Keren Hadar

DIG-Konzert-Magazin 2009

Am Abend des 1. November 2009 erlebten rund 300 Gäste im Großen Sendesaal des RBB einen faszinierenden Abend mit der israelischen Sängerin Keren Hadar, begleitet am Flügel von Yoni Farhi. Beide Künstler sind in Israel geboren und standen nicht das erste Mal gemeinsam auf der Bühne.

Folgende Ehrengäste konnte der DIG-Vorsitzende Jochen Feilcke in seinem Grußwort in Begleitung ihrer Frauen begrüßen: S.E. Neville Melvin Gertze, Botschafter Namibias, S.E. Miro Kovac, Botschafter Kroatiens, und S.E. Everton Vieira Vargas, Botschafter Brasiliens. Ein herzliches Willkommen ging auch an Frank Henkel, MdA sowie CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzender in Berlin, Klaus Uwe Bennetter, MdB a.D., an den Filmemacher Atze Brauner sowie Klaus Schürmann und Jael Botsch-Fitterling vom Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Heinz Striek mit seiner Gemahlin und Emanuel Nachschon (rechts)
Heinz Striek mit seiner Gemahlin und Emanuel Nachshon (rechts)

Einen besonderen Gruß widmete der Vorsitzende wie schon im letzten Jahr unserem langjährigen Ehrenvorsitzenden Heinz Striek und seiner lieben Frau, die kurz zuvor ihren 71.sten Hochzeitstag feiern konnten. Neben Emmanuel Nachshon, neuer Gesandter an der Botschaft des Staates Israel, waren rund 15 weitere Botschaftsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter gekommen, darunter auch die jüngst nach Berlin zurück gekehrte Kulturreferentin Dvora Ben-David. Frau Intendantin Dagmar Reim und weitere leitende RBB Mitarbeiter waren ebenfalls zum Konzert gekommen, was mit Freude vermerkt wurde.

In Vertretung des israelischen Botschafters und Schirmherrn des Konzerts, S.E. Yoram Ben Zeev, sprach der neue Gesandte des Staates Israels, Emmanuel Nachshon, ein Grußwort, in dem er an den unvergesslichen israelischen Staatsmann erinnerte.

Stellvertretend für den Freundeskreis des Hadassah-Krankenhauses in Jerusalem, für deren Pädiatrische Abteilung in diesem Jahr der Konzerterlös gedacht ist, richtete Alexander Fürst zu Schaumburg Lippe einige Worte an das Publikum. Dabei betonte er, dass die dortige Zusammenarbeit zwischen jüdischen und arabischen Ärzten und die Behandlung von Kindern aus der ganzen Region – gleich welcher Herkunft – ganz im Sinne des zu ehrenden ermordeten Premierministers sei. Dabei bedankte sich der Fürst im Voraus für jede Unterstützung, die dringend benötigt würde.

Alexander Fürst zu Schaumburg Lippe
Alexander Fürst zu Schaumburg Lippe

Das Programm umfaßte hebräische, sefardische und ladinische Volksweisen ebenso wie Lieder aus der Gründungszeit des jüdischen Staates, zu dessen „Urgestein“ Yitzhak Rabin gehörte. Während die Sängerin das Publikum mit ihrem natürlichen Charme und einer Stimme mit wunderbaren Stimme begeisterte, zeigte Yoni Farhi am Flügel unbegrenzte Virtuosität und gab jedem Stück seine ganz eigene Interpretation. Besonders nachhaltig blieb das Shir laShalom in Erinnerung, das als „Friedenslied“ eigentlich für die positive Hoffnung auf Frieden steht, an diesem Abend aber zur balladenhaften Elegie mutierte – mit allem, was wir heute wissen, durchaus richtig und gerade deshalb so schmerzlich. Es machte nach seiner Ermordung Geschichte. Der Text wurde – blutverschmiert – in Rabins  Jackentasche gefunden, nachdem er es noch kurz zuvor mit der israelischen Sängerin Miri Aloni und mehr als 150 000 Friedensanhängern zum Abschluss der großen Kundgebung vor dem Rathaus in Tel Aviv gesungen hatte. Es gilt heute als sein Vermächtnis, zumal er sich vielleicht nie zuvor so sicher war, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.

Keren Hadar
Keren Hadar

Weitere Bilder vom Rabin-Gedenkkonzert mit Keren Hadar

Wir waren 2008 auf die vielversprechende junge Künstlerin aufmerksam geworden: Anlässlich des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht beteiligte sich die DIG Berlin und Potsdam an dem vom Trägerverein Neues Kammerorchesters Potsdam e.V. und der Landeshauptstadt Potsdam organisierten Eröffnungskonzert der jährlichen „Vocalise“. Teil des Konzerts war die deutsche Uraufführung des von der israelischen Komponistin Ella Milch-Sheriff für Keren Hadar geschriebenen Stückes „Dark am I“ nach dem Hohenlied Salomos, bei dem diese das Publikum wie auch die anwesende Komponistin ein weiteres Mal durch die ungeheure Spannbreite ihres musikalischen Könnens begeisterte. Ein Jahr zuvor hatte das Stück beim Israel-Festival in Tel Aviv Premiere gefeiert. Nachdem wir anlässlich der „Woche der Brüderlichkeit“ im März 2009 Ella Milch-Sheriff mit ihrem Buch „Ein Lied für meinen Vater“ (mit Ingeborg Prior) präsentieren konnten, begeisterte uns Keren Hadar im November als Interpretin bei unserem größten jährlichen kulturellen Event.  Wir haben es keine Sekunde bereut.

Das Publikum forderte drei Zugaben, darunter Edith Piafs „Smiles“ in der hebräischen Version von Lea Naor.

Jochen Feilcke dankt Keren Hadar mit einem Blumenstrauss.
Jochen Feilcke dankt Keren Hadar mit einem Blumenstrauss.

Die Sopranistin Keren Hadar ist Absolventin der Beit Zvi Akademie für Darstellende Künste Israel. Mit Unterstützung von Daniel Barenboim vervollkommnete sie in den Jahren 2006/07 in Berlin ihre Ausbildung im Opernfach. 2007 gehörte sie zu den Preisträgerinnen des Schloss Rheinsberg-Gesangswettbewerbs und trat anschließend erfolgreich als Nannetta in Verdis Falstaff auf.

Als Solistin sang sie u.a. mit dem Israel Philharmonic Orchestra, der Israel Camerata Jerusalem, dem Jerusalem Symphony Orchestra, dem Haifa Symphony Orchestra und dem Westchester Philharmonic Orchestra New York. 2008 trat Hadar in der Bundeshauptstadt mit den Berliner Philharmonikern auf, sang in Potsdam mit den Brandenburger Symphonikern Mozart sowie mit der Potsdamer Kantorei Werke von Mendelssohn und Paul Ben Haim. Anlässlich des 100. Geburtstages von Tel Aviv übernahm sie im Juli 2009 die Solopartie bei der Uraufführung von Ella Milch-Sheriffs „Night’s End Anthem“ des Israel Philharmonic Orchestra unter Leitung von Zubin Mehta.

Keren Hadar tritt darüber hinaus regelmäßig bei wichtigen israelischen Musikfestivals (z.B. dem Israel Festival), aber auch bei ausländischen Musikveranstaltungen u.a. in Deutschland, Großbritannien, Belgien, Kroatien, Polen und in China, auf.

Die vielseitige und charismatische israelische Sängerin widmet sich dem Konzert- und Operngesang also ebenso wie israelischen Traditionals, Cross-Over- und Weltmusik. Seit 2008 gehört sie zu den von der Israel Cultural Excellence Foundation (IcExcellence) ausgezeichneten „hervorragenden Künstlern Israels“.

Yoni Farhi, Kind bulgarisch-argentinischer Eltern, faszinierte mit seiner Virtuosität am Flügel. Er ist nicht nur Pianist, sondern auch Dirigent, Arrangeur, Musikproduzent. Als Assistent des Direktors des Symphonieorchesters Haifa, Noam Sheriff, unterrichtet er auch Klavier am Levinsky College in Tel Aviv.

2006 gewann Yoni Farhi den „Gina Bachauer Award“ der American-Israeli Cultural Foundation. Er trat – oft gleichzeitig – als Solist und Dirigent beim Haifa Symphony-Orchester auf, beim „Jerusalem Camerata Orchestra“, „Israel Chamber Orchestra“, beim „Raanana Symphonette“ und „Tel-Aviv Soloists Ensemble“. Er lernte bei Noam Sheriff Dirigat, Komposition mit Sergiu Natra und Klavier bei Hadassa Biribis, Emanuel Krasovsky und Pnina Salzman. Außerdem erhielt er den „Master of Music“ von der Buchmann-Mehta School of Music an der Universität Tel-Aviv. Im Ausland trat er bisher in Großbritannien, Deutschland, Österreich und Belgien auf.

Joni Farhi mit Jochen Feilcke nach dem Konzert.
Joni Farhi mit Jochen Feilcke nach dem Konzert.

Keren Hadar hat bisher zwei CDs mit klassischer Musik, aber auch mit zeitgenössischen israelischen Kompositionen vorgelegt, „Mordechai Zeira’s Song – Lieder des israelischen Komponisten Mordechai Zaira, Anana records, 2005“ und „Dark am I – Das hohe Lied Salomos“, Komposition von Ella Milch-Sheriff, Newgen Prod., 2007

Meggie Jahn, die Keren Hadar vorgeschlagen hatte, mit beiden Künstlern.
Meggie Jahn, die Keren Hadar vorgeschlagen hatte, mit beiden Künstlern.

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Hören Sie im folgenden drei Hörproben aus dem Konzert von Keren Hadar (Ausschnitte):

Jerusalem of Gold

Life is beautiful

Song for Peace

Bericht von Meggie Jahn, Fotos von Margrit Schmidt, Fritz Zimmermann und Meggie Jahn


Wichtiger Hinweis zum Konzertbegleitheft
: Hier finden Sie den Artikel von Meggie Jahn zum Protest gegen den Al Quds-Tag in ganzer Länge. Im Konzertbegleitheft 2009 finden sich durch die redaktionelle Überarbeitung einige inhaltliche Verkürzungen.


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