Grußwort: Jubiläumsveranstaltung 50 Jahre DIG

Am 12. November 2016 feierte die Deutsch-Israelische Gesellschaft in Berlin ihr diesjähriges Jubiläum. Mit Gästen aus Politik, Gesellschaft und israelsolidarischen Organisationen erinnerte die DIG an ihre Gründung vor 50 Jahren und die Entstehung des Jungen Forums der DIG vor 30 Jahren.

Maya Zehden, Vizepräsidentin der DIG und stellv. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Berlin und Potsdam, richtete zu diesem Anlass nachfolgendes Grußwort an die Gäste:
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© Dävid Fleck

„Nach der Shoah versuchten viele Deutsche, sich überlebenden Juden wieder zu nähern. Es wurden Wirtschaftsbeziehungen geknüpft, die Gewerkschaften kooperierten, Wissenschaftler tauschten sich aus, viele junge Deutsche arbeiteten als Volontäre in israelischen Kibbuzim.

Den jungen Leuten wurde klar gemacht, dass ihnen nicht Schuld an den Verbrechen des NS-Staats zugewiesen wurde, wohl aber Verantwortung für die Zukunft.

So entstand die Idee zur Gründung einer Deutsch-Israelischen Gesellschaft, 1966 wurde sie in Bonn und Berlin umgesetzt. Die Gründungsfeier wurde unerwarteter Weise ein Großereignis, der Bericht von Walter Sylten dazu ist nachzulesen auf der website digberlin.de.

Bis heute stehen die inzwischen über 50 Arbeitsgemeinschaften der DIG dafür, überparteilich, von der jeweiligen Regierung in Israel unabhängig, auf gesellschaftlicher Ebene freundschaftliche Beziehungen pflegen zu wollen.

Anfangs war die Begeisterung groß. Beim Sechs-Tage-Krieg 1967 meldeten sich viele Deutsche freiwillig zur militärischen Unterstützung in Israel.

Israel war David gegen Goliath bis in die Achtziger Jahre, das hat sich geändert.

Seit dem Libanonkrieg 1985 wird Israel immer kritischer gesehen.

2008 versicherte dann Kanzlerin Merkel in einer Rede vor der Knesset, dass Israels Sicherheit deutsche Staatsräson sei. Wer heute noch immer in Reden betont, er stehe für Israels Existenzrecht ein, fällt hinter diese Formulierung zurück. Für Israels Recht zu existieren muss niemand mehr einstehen. Es ist nämlich Fakt.

Allerdings muss diese Errungenschaft entsprechend gesichert werden, Israel muss also gegen Bedrohungen unterstützen werden.

Was sieht die Deutsch-Israelische Gesellschaft nun als ihre Aufgabe? Wir versuchen beispielsweise in Veranstaltungen, mit Begegnungen, durch Israelreisen unseren Blick auf Hintergründe zu schärfen, auf gesellschaftliche und politische.

Dabei fällt auf, dass eigentlich wenig gewürdigt wird, welche Leistungen Israel vollbracht hat und vollbringt: 500.000 Juden lebten vor der Staatsgründung in Palästina und waren damals schon ständig bedroht von ihren arabischen Nachbarn. 1948 gewannen sie trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit am Tag der Staatsgründung den Krieg, der ihnen von den umliegenden arabischen Ländern erklärten worden war.

Anschließend integrierten sie rund 850 000 Juden, die aus den arabischen Ländern vertriebenen wurden und dort alles zurücklassen mussten. Gemeinsam mit den Überlebenden der Shoah, trotz aller kulturellen Unterschiede, gelang es den ihnen, ein modernes funktionierendes Staatswesen zu schaffen.

Auch die im Land verbliebenen Araber wurden nicht wie in den umliegenden arabischen Ländern in Lager gesteckt, wo sie heute noch leben, von der Weltgemeinschaft finanziert und von ihrer Führung als Aggressionspotential gegen Israel benutzt. Araber in Israel haben die israelische Staatsangehörigkeit und machen inzwischen 20% der Bevölkerung aus. Dass sie sich abgehängt fühlen ist ein Problem, an dem das Land dringend arbeiten muss.

Wie ist nun das palästinensische Leben organisiert?

Dazu ein kurzer Exkurs.

Die 10 größten Hilfsgeldbezieher in Afrika und Nahost haben zusammen eine Bevölkerung von 284 Millionen Menschen und ein durchschnittliches Bruttosozialprodukt von 2194 Euro pro Person. Sie haben durchschnittlich 14,13 Euro Entwicklungshilfe pro Person erhalten. Die Palästinenser haben, im Vergleich, bei einer Bevölkerung von 4,5 Millionen ein doppelt so hohes Bruttosozialprodukt und erhalten pro Person mehr als 11-mal soviel ausländische Hilfsgelder.

Im Jahr 2012 machten diese ausländischen Hilfsgelder ungefähr ein Viertel des Haushalts der PA von 2,85 Milliarden Euro aus.

Die Sendung Kontraste des rbb zeigte am 25. August dieses Jahres einen Bericht, der erwähnt, dass einer der größten Zahler von Hilfsgeldern an die PA Deutschland mit 162 Mio Euro ist.

Dieser Bericht deckte auf, dass das jährliche Budget der Palästinensischen Autonomiebehörde für die Unterstützung palästinensischer Terroristen 2014 ungefähr 69 Millionen Euro betrug. Das waren ungefähr 16 Prozent der ausländischen Spenden, die die PA jährlich erhält.

Rund 35.000 Familien profitieren von sogenannten ‚Märtyrer-Renten’, im aktuellen Haushaltsplan der PA sind für den Märtyrerfond 160 Millionen Euro eingestellt. Wen wundert es, dass wichtige Investitionen in Infrastruktur und Bildung in den Hintergrund geraten?

Im Gazastreifen wurde nach dem Abzug der Israelis die zurückgelassene Infrastruktur wie Gewächshäuser u.a. systematisch zerstört – zum Schaden der eigenen Bevölkerung. Es wurden stattdessen Tunnel gebaut, um Schmuggel und Terror zu ermöglichen.

Für die palästinensische Bevölkerung ist unter beiden Regimen – Fatha und Hamas – die Zusammenarbeit mit Israel gefährlich. Die Propaganda gegen den zionistischen Feind läuft auf Hochtouren.

In Fernsehsendungen für Kinder – für jeden abrufbar auf memritv.org – werden schon die Kleinsten aktiv auf Märtyrertum eingestimmt. Kindergarten Kinder werden gefragt, was sie mal werden möchten und sie antworten, sie möchten ganz viele Juden töten. Die Schulbücher tun ein Übriges.

Worauf ich hinaus will: Diejenigen, die Israel alle Schuld am Misslingen von Friedensbemühungen zuweisen, machen es sich zu einfach.

In einer Studie des Georg-Eckert-Schulbuchinstituts wurde allerdings festgestellt, dass auch in deutschen Schulbüchern große Einseitigkeit gegen Israel in der Darstellung des isr.-pal. Konflikts herrscht. Die DIG macht dazu in Kürze mehrere Veranstaltungen, die nächste am 22.11. in Potsdam. Bitte sprechen Sie mich gern darauf an, wenn Sie eingeladen werden möchten.

Wir werden im kommenden Jahr nicht nur von den Folgen des Sechs-Tage-Kriege zur Siedlungspolitik Israels immer wieder hören. Die BDS Kampagne – Boykott, Divestment, Sanctions – rüstet zur Propagandaschlacht. Ihr Ziel ist definitiv nicht wirklich, aufzuklären. Sie streben die Deligitimation des Staates Israel an und letztendlich seine Zerstörung.

Was können wir tun, wir, die DIG und das Junge Forum?

Ich hoffe wir sind uns einig, dass weder Gewalt noch Boykott wirklich zu einer Lösung des Israelisch-Palästinensischen Konflikts beitragen.

Wir brauchen heute in unserer behüteten deutschen Wohlstandsgesellschaft Menschen, die energisch für die einzige funktionierende Demokratie im Nahen Osten eintreten, für dieses Land, das unsere westlichen Werte vertritt. Wir sollten dieses Signal in die Politik und in die Gesellschaft senden.

So hat in Israel beispielsweise jede Minderheit das Recht, seine Interessen zu vertreten, auch wenn das nicht immer gelingt. Aber diese Mängel finden Sie in allen Demokratien, nur in Israel klingen die Proteste schrill. Die Propaganda verschweigt, wie gefährdet zum Beispiel religiöse Minderheiten außerhalb Israels sind. Und viele Kirchenvertreter in Deutschland haben nichts Besseres zu tun, als Israels Umgang mit den Palästinensern zu kritisieren. An Kritik gegen den arabischen Umgang mit Christen trauen sie sich in dieser Direktheit nicht heran. Das finde ich beschämend und heuchlerisch.

Heute hier in die Runde schauend sehe ich allerdings die Zukunft der Deutsch-Israelischen Gesellschaft auf einem sehr guten Weg. Wir freuen uns sehr über den Zuwachs besonders von jungen Mitgliedern. Ihr seid es, die die Freundschaft mit Israel weiterbringen werden, gemeinsam mit unseren israelischen Freunden und Partnerorganisationen. Und wir freuen uns über immer mehr junge Israelis, die nach Deutschland kommen – am stärksten sichtbar in Berlin.

In diesem Sinne eine wunderbare Feier heute und gute Begegnungen.“

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