Zeitleiste: Deutsch-Israelische Beziehungen

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Zeitleiste: Deutsch-Israelische Beziehungen

zusammengestellt von Hildegard Radhauer, der sehr verdienstvollen ehemaligen Geschäftsführerin der DIG-Bundesgeschäftsstelle in Berlin

März 1951
Der Anspruch auf materielle Wiedergutmachung wird von der israelischen Regierung erhoben. Adressaten sind die Alliierten. Die Westalliierten lehnen eine Zwangsregelung ab und verweisen auf die Zuständigkeit der westdeutschen Regierung. Die Sowjetunion und die DDR reagieren nicht. Friedensinitiative von Erich Lüth und Rudolf Küstermeier („Aktion Frieden mit Israel“).

September 1951
Bundeskanzler Konrad Adenauer erkennt die prinzipielle Verpflichtung des deutschen Volkes gegenüber Israel und dem jüdischen Volk in einer Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag an.

Dezember 1951
Adenauer wiederholt die im September gegebene Erklärung in einem Brief an den Präsidenten des Jüdischen Weltkongresses, Nachum Goldmann.

Januar 1952
Die Knesset (israelisches Parlament) billigt die Aufnahme von Verhandlungen mit dem Ziel eines Wiedergutmachungsabkommens. Besonders harter Widerstand gegen die parlamentarische Entscheidung wird von der Herut-Partei des späteren Ministerpräsidenten Menahem Begin geleistet.

März 1952
Aufnahme von Verhandlungen in Wassenaar (Holland).

September 1952
Unterzeichnung des Wiedergutmachungsabkommens in Luxemburg. Die Israel betreffenden Zahlungen betragen drei Milliarden DM in Form von Warenlieferungen, verteilt auf einen Zeitraum von zwölf Jahren. Der „Sozialistische Deutsche Studentenbund“ (SDS) sucht als erster deutscher Studentenverband Kontakte zu potentiellen israelischen Partnern zu knüpfen.

März 1953
Ratifizierung des Luxemburger Abkommens im Deutschen Bundestag (255 Ja-Stimmen, 35 Nein-Stimmen, 89 Enthaltungen).

1953
Kontakte zu den arabischen Staaten, insbesondere zu Ägypten, um die traditionell guten deutsch-arabischen Beziehungen zu wahren. Deutsche Wirtschaftshilfe soll die ablehnenden Reaktionen der arabischen Staaten auf das Wiedergutmachungsabkommen mildern.

März 1955
In Köln wird die Israel-Mission eröffnet, in Israel wird eine deutsche Sichtvermerkstelle eingerichtet.

Dezember 1955
Mit Bekanntgabe der Hallstein-Doktrin wird der deutsche Alleinvertretungsanspruch für Gesamtdeutschland zur obersten Maxime für die bundesdeutsche Außenpolitik. Die Hallstein-Doktrin prägt in den folgenden Jahren maßgeblich die Beziehungen zu allen Staaten des Nahen Ostens.

Oktober 1956
Sinai-Feldzug. Britische und französische Truppen besetzen die Suez-Kanalzone, Israel erobert den Sinai.

Anfang 1957
Beginn geheimer deutsch-israelischer Kontakte zur waffentechnischen Zusammenarbeit. Israel versucht ab 1957 diplomatische Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland aufzunehmen. Dieses Begehren wird vom amerikanischen Außenministerium unterstützt; auf deutscher Seite setzt sich dafür der SPD-Vorsitzende Erich Ollenhauer ein. Unter dem Pseudonym „Julius Bermann aus Antwerpen“ kann Erich Lüth mit Billigung der israelischen Regierung eine Informationsreise nach Israel antreten.

März 1957
Erich Ollenhauer, Bundesvorsitzender der SPD, reist auf Einladung der israelischen Regierung nach Israel. Vor israelischem Publikum erhält er als erster Deutscher der Nachkriegszeit die Gelegenheit zu einer öffentlichen Ansprache.

Oktober 1957
Adenauer lehnt den Wunsch Israels nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Begründung ab, dass Bonn „jeden Schritt vermeiden wolle, der die Spannungen im Nahen Osten vergrößern“ könne.

Dezember 1957
Intensivierung der Geheimkontakte zwischen den Verteidigungsministern Franz-Josef Strauß und Shimon Peres. Offiziell werden die Kontakte von deutscher Seite dementiert. Anne Frank-Gedenkfeier in Bergen-Belsen. Eine Hamburger Schülerin erklärt vor über tausend Jugendlichen den Willen zur Versöhnung mit der israelischen Jugend.

1957
Mit Unterstützung des Theologen Helmut Gollwitzer konstituiert sich an der Freien Universität (FU) Berlin eine „Deutsch-Israelische Studiengruppe“ (DIS).

April 1958
Gründung von „Aktion Sühnezeichen“: Auf Initiative von Präses Lothar Kreyssig sollen junge Deutsche zur Unterstützung sozialer Projekte u.a. nach Israel entsandt werden – als Sühne- und Versöhnungszeichen.

1958
Zusammenarbeit deutscher und israelischer Unternehmen der Gemeinwirtschaft unter Federführung von Walter Hesselbach.

1959
Gründung der „Germania Judaica“ in Köln: Die Bibliothek zur Geschichte des deutschsprachigen Judentums besitzt die größte Sammlung auf diesem Gebiet.

Dezember 1959
Erste Delegation des Max-Planck-Instituts zu Kibbuzim.

Januar 1960
Die Berliner DIS sammelt mehr als 3.000 Unterschriften „gegen antisemitische Vorfälle“ und „für Freundschaft und Verständigung mit Juden um dem Staat Israel“.

März 1960
In New York treffen sich Bundeskanzler Adenauer und Ministerpräsident David Ben-Gurion, um über die künftige militärische und wirtschaftliche Zusammenarbeit beider Staaten zu beraten. Erste Arbeitseinsätze studentischer Gruppen aus der Bundesrepublik Deutschland in Kibbuzim. Beginn deutsch-israelischer wissenschaftlicher Zusammenarbeit in bescheidenem Umfang.

April 1961
Beginn des Eichmann-Prozesses in Jerusalem. Das israelische Außenministerium lädt Mitglieder der Berliner DIS zur Beobachtung des Eichmann-Prozesses nach Jerusalem ein.

Mai 1961
Gründung des „Bundesverbandes Deutsch-Israelischer Studiengruppen“ (BDIS).

Oktober 1961
Die erste Freiwilligengruppe von „Aktion Sühnezeichen“ nimmt ihren Dienst im Kibbuz Urim auf.

1961
Erste Studienreise einer Landeszentrale für politische Bildung (Niedersachsen) nach Israel.

Juni 1962
Abschluss eines Geheimvertrages über deutsche Waffenlieferungen und militärische Ausbildungshilfe zwischen der BRD und Israel.

August 1962
Die Bundesregierung wird durch die israelische Regierung über die Tätigkeit deutscher Wissenschaftler in der ägyptischen Raketenindustrie informiert. Demonstration unter dem Motto „Worauf warten wir?“ zur Aufnahme deutsch-israelischer Beziehungen. Beteiligt sind: „Die Falken“, Liberaler Bund, Deutsch-Israelische Studiengruppe FU Berlin, „Aktion Sühnezeichen“ und die Liga für Menschenrechte.

August 1963
Adenauer bietet Israel den Austausch von Botschaftern an, unterwirft sich aber arabischem Druck und macht das Angebot rückgängig. Beteiligung deutscher Verlage ( von Holtzbrinck, Rowohlt und dtv) an der Jerusalemer Buchmesse. Erste Studienreise der Bundeszentrale für politische Bildung nach Israel.

Oktober 1964
Die Frankfurter Rundschau und die New York Times berichten über den deutsch-israelischen Geheimvertrag zu gegenseitigen Waffenlieferungen.

November 1964
Bundeskanzler Ludwig Erhard gibt vor dem Deutschen Bundestag bekannt, dass die Regierung künftig keine Waffen mehr in Spannungsgebiete außerhalb der NATO-Mitgliedsstaaten liefern werde. Wirtschaftshilfe für arabische Staaten sowie eine Entschädigung für den gekündigten Geheimvertrag sollen den politischen Schaden so gering wie möglich halten.

Dezember 1964
Aufgrund der Annäherung zwischen der UdSSR und Ägypten wird die deutsche Wirtschaftshilfe für Ägypten fragwürdig.

Februar 1965
Der DDR-Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht besucht Ägypten.

März 1965
Bundeskanzler Erhard kündigt die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel an. In der Knesset wird über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur BRD abgestimmt (66 Ja, 29 Nein, 10 Enthaltungen). Die arabischen Außenminister beraten über Boykottmaßnahmen gegen die Bundesrepublik. Anhaltender Protest gegen die Israelpolitik der Bundesregierung. Die Nichtaufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel wird als einseitige Parteinahme zugunsten der arabischen Standpunkte gedeutet. Der Regierende Bürgermeister Berlins, Heinrich Albertz, besucht verschiedene israelische Städte und bereitet die Zusammenarbeit von Deutschem Städtetag und Union of Local Authorities vor.

Mai 1965
Die diplomatischen Beziehungen zwischen der BRD und Israel werden durch einen Notenaustausch zwischen Erhard und Eschkol aufgenommen. Die Verjährungsfrist für Nazi-Verbrechen wird auf Beschluss des Deutschen Bundestages bis zum 31.12.1969 verlängert. Erster Botschafter Israels in Bonn wird Asher Ben Nathan. Dr. Rolf Friedemann Pauls wird erster deutscher Botschafter in Israel.
Anfang 1966

Januar 1966
Spannungen im deutsch-israelischen Verhältnis aufgrund von Verhandlungen über ein deutsch-israelisches Wirtschaftsabkommen
Eröffnung des Staatlichen Israelischen Verkehrsbüros in Frankfurt /Main. Entwicklung des Tourismus: 1955 497 1960 4.100 1963 7.650 1964 9.950 1965 12.927 1966 13.500 (Zahlen n. R. Vogel, Deutschlands Weg nach Israel, 1967).

März 1966
21. März Gründung der DIG Vorsitzender der Gründungsversammlung: Propst D. Dr.h.c. Heinrich Grüber; Gerhard Jahn wird zum Präsidenten gewählt; stellvertretende Vorsitzende des Präsidiums: Prof. Dr. Ernst Benda, Walter Hesselbach und Prof. Dr. Rolf Rendtorff.

Mai 1966
Abschluss eines deutsch-israelischen Wirtschaftsabkommens. Öffentliche Gründungsversammlung der DIG in Berlin mit einem Festvortrag von Senator Adolf Arndt und Ansprachen von Probst Grüber, dem Botschafter des Staates Israel, Asher Ben-Nathan sowie Grußworten des Regierenden Bürgermeisters und SPD-Vorsitzenden Willy Brandt, Bundesminister a.D. Lemmer (CDU). Bundespräsident Heinrich Lübke und Dr. Rolf F. Pauls, Botschafter der BRD in Israel, senden Botschaften. Die „Leitsätze für die Arbeit der DIG“ werden verabschiedet.

Oktober 1966
Israel beantragt die Assoziierung an die EWG. Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) und Industries gründen eine Factoring-Bank, die Voraussetzungen für den Absatz israelische Güter schafft.

Januar 1967
Gerhard Jahn regt im Präsidium der DIG die Durchführung deutsch-israelischer Kulturwochen an, um damit einen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung zu leisten.

Februar 1967
Die DIG gerät vorübergehend in eine Finanzkrise.

April 1967
Gründung der Deutsch-Israelischen Handelskammer in Tel Aviv: Präsident wird K.A. Moosberg. Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Förderung der Wirtschaftsbeziehungen mit Israel e.V.: Präsident wird Walter Hesselbach (Vorläufer der Deutsch-Israelischen Wirtschaftsvereinigung). Ergebnis einer DIG-Delegationsreise nach Israel: Die DIG als Mittler des Wunsches Israels auf Assoziierung an die EWG. Am 8. Mai: Prof. Dr. Ernst Benda löst Gerhard Jahn als Präsident ab, da dieser Staatsminister im Auswärtigen Amt wird.

Juni 1967
Ausbruch des Krieges zwischen Israel und Ägypten, Jordanien und Syrien. Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger und Außenminister Willy Brandt sehen durch den Konflikt eine Gefährdung der Entspannungs- und Friedenspolitik. Die Bundesrepublik verhält sich neutral. Bonn leistet humanitäre Hilfe für Israel. Die DIG ruft zur „Hilfe für Israel“ auf. Es bilden sich zahlreiche Solidaritätsaktionen, die bundesweit einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind.

Juni-Juli 1967
Die breite Sympathiewelle in Deutschland bewirkt einen Meinungswandel in Israel gegenüber Deutschland. In der studentischen Linken wird Israel zunehmend kritischer gesehen. Der Wandel vollzieht sich zugunsten eines Engagements für die Palästinenser. Nach Beendigung des Krieges wird von Brandt auf die Bedeutung des arabischen Flüchtlingsproblems hingewiesen. Der Wunsch nach Assoziierung wird von der deutschen und holländischen Regierung befürwortet, scheitert aber am französischen Einspruch. Etwa 3.000 Freiwillige bieten ihre Hilfe an. 12 Freiwillige reisen auf Initiative der DIG unter Leitung von Prof. Dr. Heinz Kremers nach Israel, um drei Monate im Kibbuz Givat Hayim mitzuhelfen. Botschafter Ben-Nathan fordert die DIG auf, sich im Zusammenhang mit der Propaganda der „Deutschen National- und Soldatenzeitung“ mit Gegenmaßnahmen zu engagieren. Zahlreiche Verbände und Institutionen entsenden freiwillige Helfer nach Israel. Das Bundesministerium für Jugend, Familie und Gesundheit fördert die Freiwilligenprogramme finanziell.

September 1967
Anlässlich der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Wiesbaden gibt Heinz Westphal bekannt, dass im Rahmen der Aktion „Hilfe für Israel“ 3,3 Mio. DM gesammelt werden konnten. Die DIG interveniert zugunsten eines intensiveren Jugendaustauschs zwischen beiden Ländern.

Herbst 1967
Vizepräsident Rendtorff besucht im Auftrag der DIG Israel. Die „Begegnung“ wird in Tel Aviv gegründet; diese Vereinigung schließt sich später der Israelisch-Deutschen Gesellschaft an.

1967
Erste Delegation der Union of Local Authorities beim Deutschen Städtetag.

November 1967
Die UN-Resolution 242, die die israelischen Truppen zum Rückzug aus den besetzten arabischen Gebieten auffordert, wird verabschiedet. Januar 1968 Am 10. Januar erscheint eine Sonderausgabe der Wochenzeitung „Das Parlament“ zum Thema „20 Jahre Israel“.

Mai 1968
Erste Ausgabe der DIG-Informationen.

Sommer 1968
Zweiter deutscher Botschafter in Israel: Karl Hermann Knoke.

Oktober 1968
Erstes von der DIG getragenes Pädagogenseminar für deutsche Lehrer findet an der Hebräischen Universität in Jerusalem statt. Ziel: Erarbeitung von Unterrichtsmodellen für deutsche Schulen. Das Seminar wird zum Ausgangspunkt für permanente bildungspolitische Aktivitäten. Aufnahme der Beziehungen zwischen Prof. Saul B. Robinsohn, Chaim Schatzker und dem Internationalen Institut für Schulbuchforschung in Braunschweig.

Februar 1969
Neue Formen des Terrorismus: Am 19. Februar wird ein Attentat auf ein El Al-Flugzeug in Zürich verübt.

März 1969
Die erste Delegation der Knesset besucht die Bundesrepublik Deutschland.

April 1969
Die DIG hat 1.200 Mitglieder, davon 80 Abgeordnete des Bundestages.

Mai 1969
Die DIG verstärkt ihre Aktivitäten im Bereich der Jugendarbeit, eine entsprechende Stelle wird geschaffen.

Juni 1969
Ausschreitungen gegen den Botschafter des Staates Israel in der Universität Frankfurt veranlassen die DIG, mit aller Schärfe gegen das Vorgehen des SDS zu protestieren und vor einer neuen Form des Antisemitismus in Gestalt des Antizionismus zu warnen.

Sommer 1969
Die DIG vermittelt Arbeitsaufenthalte für Jugendliche in Kibbuzim. Gleichzeitig werden Kontakte zur Moschav-Bewegung aufgenommen. Die DIG setzt sich für regelmäßige deutsch-israelische Gespräche nach dem Muster der „Deutsch-Englischen Gespräche“ ein.

September 1969
Die DIG initiiert eine Aktion gegen den Extremismus (gegen NPD und linksextreme Gruppierungen). Gründung des „EMUNA-Verlags-Verein e.V.“, Träger sind: Deutscher Koordinierungsrat der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit; Deutsch-Israelische Gesellschaft; Germania Judaica, Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums; Bundesverband Deutsch-Israelischer Studiengruppen in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Jüdischer Studenten in Deutschland.

November 1969
Mittels neuer Formen der Öffentlichkeitsarbeit wird antiisraelischen Kräften in der öffentlichen Debatte begegnet.

Dezember 1969
Asher Ben-Nathan wird verabschiedet. Zweiter Botschafter wird Elisashiv Ben-Horin. Die DIG weitet ihre regionalen und örtlichen Aktivitäten aus. Die Aktivitäten verlagern sich in den politischen Bereich, weiterhin wird die Rolle des Mittlers und Koordinators im Rahmen der bilateralen, nicht-behördlichen und nicht-wirtschaftlichen Beziehungen wahrgenommen.

1969
Die Verjährungsfrist für Nazi-Verbrechen wird um zehn Jahre auf den 31.12.1979 verlängert. In Israel wird das Aufkommen von neuem Antisemitismus in Deutschland aufmerksam beobachtet, ebenso das Auftreten der NPD im Wahlkampf. Deutscher Städtetag und Union of Local Authorities vereinbaren Besucher- und Erfahrungsaustausch. Das Goethe-Institut nimmt seine Arbeit in Tel Aviv auf.

1970
Gründung der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag auf Anregung der Abgeordneten Benda und Wohlrabe. Den Vorsitz übernehmen: Günther Metzger, Jürgen Wohlrabe und Detlef Kleinert.

April 1971
Gründung der Partnerorganisation Israelisch-Deutsche Gesellschaft (IDG) in Tel Aviv. Präsident wird Prof. André de Vries, Rektor der Universität Tel Aviv. Ziele: Verbindungen zwischen Deutschen und Israeli zu pflegen und weiterzuentwickeln; Pflege der kulturellen Beziehungen durch Vorträge, Ausstellungen, Seminare, Konzerte etc.; Unterstützung bei bilateralen Austauschprojekten; Veröffentlichung und Verteilung von Schriften; Diskussionen mit und Betreuung von deutschen Besuchern in Israel; Zusammenarbeit mit anderen Organisationen im Sinne der Zielsetzungen.

Juni 1971
Verabschiedung der ersten europäischen Nahosterklärung durch die sechs EG-Staaten. Deutsche Parlamentariergruppe in Israel.
Außenminister Walter Scheel in Israel. Themen: Nahostkonflikt, die Haltung der EG und die deutsch-israelischen Beziehungen. In Israel gibt es eine deutliche Ablehnung des Begriffs der „Normalisierung“ zur Definition der bilateralen Beziehungen; Israel besteht auf der Beibehaltung der „besonderen Beziehungen zwischen beiden Ländern“. Die DIG erwartet vom Besuch des Außenministers, dass die deutsche Außenpolitik israelischen Sicherheitsbedürfnissen Rechnung trägt. Jesco von Puttkamer löst Knoke als deutschen Botschafter ab.

Oktober 1971
Gründung eines Instituts für Deutsche Geschichte an der Universität Tel Aviv. Die Stiftung Volkswagenwerk stellt 1,6 Mio. DM bereit. Die Arbeit wird am 20. Oktober 1971 unter dem Direktor Prof. Dr. Walter Grab aufgenommen.

November 1971
Woche der Deutschen Kultur in Tel Aviv. In Israel löst die Ankündigung der Kulturwoche unterschiedlich heftigen Protest aus. Politische Kräfte (z.B. Mapam) argwöhnen, mit dieser Veranstaltung könne die „galoppierende Normalisierung“ der Beziehungen verbunden sein. Tel Avivs Oberbürgermeister Rabinowitz verzichtet auf eine Begrüßungsansprache beim Eröffnungskonzert. Der deutsche Botschafter Jesco von Puttkamer schließt sich diesem Verzicht an und erklärt, die Deutsche Kulturwoche werde nicht veranstaltet, um das Vergessen zu fördern. Keine deutsche Regierung, von Konrad Adenauer bis Willy Brandt, habe eine Politik des Vergessens gefördert oder nur geduldet. Ministerpräsidentin Golda Meir plädiert für eine ausgewogene Haltung gegenüber der Frage „Israels Beziehungen zur BRD“. Günther Grass wird von Golda Meir zu einem langen Gespräch empfangen. In drei Veranstaltungen im Rahmen der Kulturwoche kommt es zu heftigen Störungen. Teddy Kollek, Bürgermeister von Jerusalem, verurteilt die Gewalttaten einiger Demonstranten. Jesco von Puttkamer sieht in der Kulturwoche weder einen Erfolg noch einen Fehler; er fühlt sich aber verletzt, weil man ihn und Grass als Faschisten und Nazis beschimpft habe. Grass zieht eine Parallele zwischen den Störungen gegen den früheren israelischen Botschafter in der BRD durch linke Gruppen und gegen ihn in Israel durch rechte Gruppen. Eine Delegation des DIG-Präsidiums unter Leitung von Benda nimmt im November Gespräche mit der im April gegründeten IDG auf. Am 17. Dezember wird Heinz Westphal zum DIG-Präsidenten gewählt.

1970-71
Der im Rahmen der linksorientierten Studentenbewegung agierende BDIS gerät in ein radikal antizionistisch ausgerichtetes Fahrwasser und löst sich im Dezember 1971 nach erbitterten internen Querelen selber auf.

Mai 1972
Erstes deutsch-israelisches Gewerkschaftsjugend-Seminar findet in Israel statt – mehr als ein Jahrzehnt nach Aufnahme inoffizieller Beziehungen.

August 1972
DIG-Präsident Westphal verurteilt das neuerliche anti-jüdische Vorgehen der Sowjetunion, die eine Ausreisesteuer als weitere diskriminierende Maßnahme gegen die jüdische Minderheit verfügt hat. Westphal nennt in diesem Zusammenhang frühere diskriminierende Maßnahmen: Schauprozesse gegen jüdische Ärzte, Hinrichtung von 24 jüdischen Dichtern im Jahre 1952, Verurteilung jüdischer Angeklagter wegen „Wirtschaftsverbrechen“ in den 60er Jahren. Trotz strenger Zensur werden in der Sowjetunion antisemitische Bücher veröffentlicht, die auf den Deckmantel des „Antizionismus“ verzichten.

September 1972
Anschlag auf Mitglieder der israelischen Olympia-Mannschaft in München durch ein palästinensisches Kommando. Nach dem Mord an den israelischen Sportlern ruft die DIG die deutsche Bevölkerung zu Spenden auf. Mitte Oktober sind DM 120.000,– an Spenden eingegangen.

Oktober 1972
Die Freilassung der palästinensischen Terroristen belastet das deutsch-israelische Verhältnis. Die DIG protestiert in ihrer Mitgliederversammlung gegen das Vorgehen der Bundesregierung im Zusammenhang mit der Freilassung der palästinensischen Terroristen.

Dezember 1972
Die DIG fordert die Bekämpfung des Terrorismus; insbesondere gelte es, international verbindliche und wirksame Formen zu finden. Außerdem wird Bundeskanzler Brandt aufgefordert, ein „klares, helfendes Wort zur Verbesserung der Beziehungen zu Israel zu sagen“.

März 1973
Irritationen im deutsch-israelischen Verhältnis durch politisch unausgewogene Haltung der Jusos zum Nahostkonflikt. Protest seitens der DIG.

Juni 1973
Brandt besucht als erster amtierender Bundeskanzler Israel.

Juli 1973
Arafat in Ost-Berlin. Eröffnung eines PLO-Büros.

Mitte 1973
Die israelisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen florieren; die BRD ist an zweiter Stelle der Handelspartner Israels. Die Terrorismus-Diskussion wird fortgesetzt. Ein Ergebnis ist die Einführung eines Visumszwangs für die Angehörigen aller arabischer Staaten. In der DIG wird zunehmend die innerisraelische Nahostdiskussion fortgesetzt, die sich aus dem Ergebnis des Krieges von 1967 entwickelt hat. Innerisraelische Protestbewegungen, die die israelische Regierung wegen der Besatzungspolitik und anderer politischer Fragen kritisieren (umstrittene Ansiedlung von 250 Familien in der Nähe von Hebron; nicht erteilte Genehmigung von Gesprächen zwischen Nahum Goldmann und dem ägyptischen Präsidenten Nasser), erhalten einen unverhältnismäßig großen Rahmen in der Darstellung. Der Vorsitzende der Parlamentariergruppe, Günther Metzger, interveniert bei der irakischen Regierung zugunsten verhafteter irakischer Juden.

Oktober 1973
Ausbruch des Krieges durch einen ägyptisch-syrischen Angriff. Die ölexportierenden Staaten beschließen eine Drosselung der Öllieferungen mit dem Ziel, den Rückzug Israels aus den besetzten Gebieten zu erreichen. Die Bundesrepublik unterbindet die Verschiffung amerikanischer Waffen, die für Israel bestimmt sind.

November 1973
Verabschiedung einer zweiten europäischen Nahosterklärung.

Dezember 1973
Genfer Friedenskonferenz unter Beteiligung der Großmächte, Israels, Ägyptens und Jordaniens.

1973
Gründung eines deutsch-israelischen Komitees zur Förderung der wissenschaftlich-technologischen Zusammenarbeit.

Januar 1974
Truppenentflechtungsabkommen zwischen Israel und Ägypten wird in Genf abgeschlossen. Die DIG ruft bei Ausbruch des Krieges wie schon 1967 unter dem Motto „Hilfe für Israel“ zu einer Spendenaktion auf. Zeichen praktischer Solidarität leisten auch andere unabhängige Verbände sowie einzelne politische Gliederungen (z.B. Bundesland Hessen).

Februar 1974
In Berlin findet die erste Konferenz der europäisch-israelischen Parlamentariergruppen mit Teilnehmern aus den Mitgliedsstaaten der EG, Österreichs, Norwegens, Schwedens und der Schweiz statt. Benda hält am 18. Februar in der Universität Tel Aviv einen Vortrag zu den deutsch-israelischen und europäisch-israelischen Beziehungen.

Juli 1974
Yohanan Meroz löst Eliashav Ben-Horin als israelischen Botschafter ab. Per Fischer wird Nachfolger des deutschen Botschafters in Israel, Jesco von Puttkamer. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die „Internationale Arbeitsgruppe zur Erforschung deutsch-jüdischer Geschichte“.

1974
Abschluß eines Partnerschaftsabkommens zwischen dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und der Histadrut Tel Aviv.

Januar 1975
Die DIG hat 1.500 Mitglieder. Gründung der „Jerusalem Foundation Deutschland e.V.“, die sich dem Ziel widmet, die Aussöhnung von Juden, Muslimen und Christen in Jerusalem zu fördern.

Mai 1975
11. Abkommen der EG mit Israel.

Juli 1975
Yitzhak Rabin besucht als erster amtierender Ministerpräsident die BRD. Zehn Jahre diplomatische Beziehungen mit Israel.

Oktober 1975
Erste deutsch-israelische Städtepartnerschaft zwischen Andernach und Dimona.

November 1975
Beginn des Majdanek-Prozesses in Düsseldorf.

Januar 1976
CDU/CSU-Parlamentariergruppe in Israel.

Herbst 1976
Abkommen über Lehreraustausch zwischen Berlin und Israel; Schüler-Studienfahrten seit 1960.

November 1976
Botschafter Meroz bleibt der Mitgliederversammlung der DIG fern – aus Verärgerung über die „Einmischung“ der DIG in die israelische Innenpolitik. Der Disput findet Echo in der überregionalen Presse. Jerusalem-Ausstellung in Berlin: Erich Lüth wird für seine vor 25 Jahren gestartete Aktion „Friede mit Israel“ geehrt.

Dezember 1976
Parlamentarier aus den westeuropäischen Ländern tagen mit dem Europäischen Komitee des Weizman-Institute of Science. Fragen der Nutzung von Sonnenenergie und Neue-rungen im naturwissenschaftlichen Unterricht stehen im Mittelpunkt der Beratungen. Das Institut für Deutsche Geschichte in Tel Aviv veranstaltet ein Symposium zum Thema „Juden und jüdische Aspekte in der deutschen Arbeiterbewegung 1848-1918“.

Februar 1977
Das Zusatzprotokoll zum Handelsabkommen von 1975 wird von der DIG begrüßt. Besonders gefördert werden soll die wirtschaftliche Zusammenarbeit in Industrie, Handel und Landwirtschaft.

Mai 1977
Der Vertrag über Investitionsförderung zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Israel wird ratifiziert. Ziel ist, deutsche Kapitalanlagen in Israel zu fördern.

Juni 1977
In der dritten europäischen Nahosterklärung wird das Selbstbestimmungsrecht für die Palästinenser gefordert. Unterschlagungen in der DIG verursachen eine ernsthafte finanzielle Krise, die die politischen Differenzen ebenfalls zuspitzt. Am 13. Mai wird Erik Blumenfeld Nachfolger von Heinz Westphal als Präsident der DIG. Der Geschäftsführer der DIG, Dr. Bernstein, zieht aus den gegen ihn erhobenen politischen Vorwürfen die Konsequenzen. Rendtorff hält den politischen Meinungspluralismus in der DIG für gefährdet und lehnt eine Kandidatur für das Präsidium ab. Benda und Eckert verzichten auf eine erneute Kandidatur. Rendtorff verlässt die Gesellschaft und wird Vorsitzender einer neuen Gruppierung unter dem Namen „Deutsch-Israelischer Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten e.V.“. Die deutsch-israelische Schulbuchrevision wird nach jahrelangem Stillstand wieder aufgenommen. Das Georg-Eckert-Institut trifft die Vorbereitungen für die konkreten Beratungen. Annemarie Renger wird die Vorsitzende der Israelisch-Deutschen Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag. Stellvertreter: Jürgen Wohlrabe und Detlef Kleinert. Klaus Schütz löst Per Fischer als deutscher Botschafter in Israel ab.

Oktober 1977
Entführung eines französischen Verkehrsflugzeugs durch palästinensische und deutsche Terroristen nach Uganda: Beklemmende „Selektionspraktiken“ des Deutschen Winfried Böse. Geiselbefreiung in Entebbe. Die deutsche Öffentlichkeit bringt dem israelischen Vorgehen spontane Sympathie entgegen. Antisemitische Vorgänge an der Bundeswehrhochschule München; die DIG weist auf die negativen Folgen für die bisher geleistete Vertrauensarbeit zwischen Deutschen und Israelis hin und verlangt eine Prüfung der Vorgänge, die disziplinarisch geahndet werden. 81.600 Bundesbürger als Touristen in Israel.

November 1977
Der ägyptische Staatspräsident Anwar el Sadat spricht vor dem israelischen Parlament. 1978 Friedensverhandlungen zwischen Israel und Ägypten werden aufgenommen.

Juni 1967
Werner Nachmann, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, äußert sich in einem Grundsatzartikel über das Zusammenleben von Deutschen und Juden. Deutsch-Israelische Konferenz in Netanya.

Januar 1978
Die Ben-Gurion-Universität zu Beer-Sheva lädt Teilnehmer aus Israel, den USA und der Bundesrepublik zu einem Martin-Buber-Symposium ein. Gollwitzer problematisiert den Zionismusansatz Bubers im Hinblick auf die Besatzungspolitik und löst damit Empörung bei den israelischen Zuhörern aus.

Februar 1978
Die Israelisch-Deutsche Parlamentariergruppe der Knesset konstituiert sich und vereinbart Kontakte mit der Partnergruppe des Deutschen Bundestages. Vorsitzender ist Moshe Meron.

März 1978
Abschluss des Camp David-Vertrages; Unterzeichnung durch Carter, Begin und Sadat. Die deutsche Gruppe im Parlamentarischen Rat der europäischen Staaten befasst sich mit dem Thema „Was erwartet Israel von Europa?“ Die DIG fragt bezüglich Waffenlieferungen in das Spannungsgebiet Nahost an.

Mai 1978
Die DIG lädt zu einer Feierstunde „30 Jahre Israel“ in den Großen Sendesaal des Westdeutschen Rundfunks ein. Außerdem finden regionale Veranstaltungen in Hamburg, München, Wiesbaden und anderen Städten statt.

September 1978
Die „Deutsch-Israelische Konferenz“ tagt in Bonn zum Thema „Die deutsch-israelischen Beziehungen im Wandel“.

November 1978
Des Jahrestages der sog. „Reichskristallnacht“ wird in zahlreichen Städten gedacht.

Januar 1979
Die Ausstrahlung des Films „Holocaust“ löst eine breite öffentliche Diskussion über die deutsche Vergangenheit aus.

März 1979
Der Deutsche Bundestag debattiert über die Verjährung von Mord und Nazi-Verbrechen. Bundeskanzler Helmut Schmidt äußert sich über sein Verhältnis zum Judentum und zum Staat Israel. Die Ben-Gurion-Universität Beer Sheva errichtet ein Konrad-Adenauerhaus. Die DIG übernimmt die Schirmherrschaft. Die Technische Universität Berlin richtet ein wissenschaftliches Zentrum zur Erforschung des Antisemitismus ein; Leiter wird Prof. Dr. Herbert A. Strauss.

April 1979
Abstimmung in der Knesset über den Friedensvertrag mit Ägypten (95 Ja-Stimmen, 18 Nein-Stimmen, 3 Enthaltungen).

Juni 1979
Vierte Nahosterklärung der EG. Verteidigungsminister Hans Apel eröffnet eine Fotodokumentation „Von Land Palästina zum Staat Israel – eine Region im Wandel“ in der Bundeswehrhochschule Hamburg.

Juli 1979
Dritte Verjährungsdebatte im Deutschen Bundestag. Die Verjährung für Mord wird aufgehoben. In Wien findet ein Treffen zwischen Willy Brandt, Vorsitzender der Sozialistischen Internationale, Bruno Kreisky, österreichischer Bundeskanzler, und PLO-Chef Yassir Arafat statt. Diese Begegnung wird in Israel heftig kritisiert. Dem Protest Israels gegen das Zusammentreffen europäischer Politiker mit dem PLO-Chef Arafat schließt sich auch ein bedeutender Teil der deutschen Öffentlichkeit an. Die DIG kritisiert die Rolle Brandts unter dem Gesichtspunkt der deutsch-israelischen Beziehungen.

Oktober 1979
Die deutschsprachigen Freundschaftsligen mit Israel (DIG, Österreichisch-Israelische Gesellschaft, Gesellschaft Schweiz-Israel) treffen sich in Freiburg zu gemeinsamen Beratungen. Die Drei-Länder-Treffen werden für eine Reihe von Jahren zu einer ständigen Einrichtung. Die „Hochschule für jüdische Studien“ in Heidelberg nimmt nach ihrer Gründung den Lehrbetrieb mit dem Wintersemester 1979/80 auf.

November 1979
Die „Deutsch-Israelische Konferenz“ erörtert in ihren Beratungen die Themen: Siedlungspolitik; Die Haltung der BRD zum Palästinenserproblem; Die „besonderen Beziehungen“ zwischen Deutschland und Israel.

Januar 1980
Synodalbeschluss der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Verhältnis zwischen Deutschland und Israel. Die DIG protestiert gegen ein Treffen zwischen Bundestagsabgeordneten und PLO-Vertretern.

Februar 1980
Am 26. Februar veröffentlicht die DIG einen Aufruf unter dem Titel „Ein Ereignis von historischer Tragweite“ in drei überregionalen Tageszeitungen. Dieser Aufruf anlässlich der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Ägypten wird von zahlreichen Prominenten unterzeichnet.

April 1980
Erik Blumenfeld wird mit der „Honorary Fellowship“ der Ben-Gurion-Universität Beer-Sheva ausgezeichnet. In Hamburg wird ein Heinrich-Heine-Haus eröffnet. Die Deutsche Sporthilfe stiftet eine Kunststoffbahn für das Leichtathletikstadion in Tel Aviv. Prof. Lämmer, Mitglied des Präsidiums, setzt sich für die Ausweitung der deutsch-israelischen Sportbeziehungen ein. Grundsteinlegung für das „Haus Frankfurt“ in Tel Aviv.

Juli 1980
Fünfte Nahosterklärung der EG mit der Forderung, die PLO in den Verhandlungsprozess um eine Friedenslösung einzubeziehen. Außerdem wird die israelische Siedlungspolitik als schwieriges Hindernis auf dem Wege zu einem Friedensprozess bezeichnet.

Juli 1980
Die DIG kritisiert die fünfte Nahosterklärung der EG. Spendenaktion der DIG zugunsten des von Teddy Kollek geplanten Arabischen Gesundheitszentrums in Jerusalem „Scheich Jarach“.

Oktober 1980
Walter Hesselbach wird als erster Europäer mit dem Golda-Meir-Preis ausgezeichnet. November 1980 Deutsch-Israelische Konferenz in Bonn.

April 1981
Besuch von Bundeskanzler Helmut Schmidt in Saudi-Arabien. In Israel verfolgt man das Verhalten der BRD sehr kritisch. Vor dem Hintergrund einer breiten öffentlichen Diskussion lehnt der Bundeskanzler den gewünschten Waffenhandel mit Saudi-Arabien ab.

1980-1981
Mit mehr als 155.000 deutschen Touristen pro Jahr in Israel stand die Bundesrepublik an zweiter Stelle nach den USA.

1981
Diskussionen über deutsche Waffenlieferungen. Die DIG interveniert mit warnenden Appellen.

Mai 1981
Ministerpräsident Menachem Begin greift den deutschen Bundeskanzler wegen einiger problematischer Äußerungen und Vergleiche in außergewöhnlich scharfer Form an. Dabei bezieht er sich auf die deutsche Vergangenheit und die daraus entstandene Schuld, die zu vergeben er nicht bereit sei. Die in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung pro-israelische Haltung leidet durch die Kontroverse: Die Angriffe Begins finden in der israelischen Bevölkerung ein erstaunlich breites Echo.

Juni 1981
Die israelische Luftwaffe bombardiert den im Bau befindlichen Atomreaktor in Osirak, nahe Bagdad. Die westeuropäischen und amerikanischen Regierungen kritisieren Israel; die Bundesrepublik äußert sich „betroffen und bestürzt“ über das israelische Vorgehen.

Mai 1981
Begins Attacke gegen Schmidt wird von der DIG zurückgewiesen. Dr. Niels Hansen wird deutscher Botschafter in Israel und löst Klaus Schütz ab.

Juli 1981
Die Regierungskoalition unter Führung von Ministerpräsident Begin gewinnt die Wahlen zur Knesset.

Juli 1981
Yohanan Meroz wird von Yitzhak Ben-Ari als israelischer Botschafter in Bonn abgelöst.

November 1981
Deutsch-Israelische Konferenz mit den Themen: Nahostkonflikt; Deutsche Waffenlieferungen; Wirtschaftsfragen; Jugend- und Kulturaustausch. Eine Schulklasse aus Hochdahl sucht den Kontakt zu Israelis über einen Leserbrief an die Jerusalem Post. Aus dieser Initiative entsteht die Zusammenfassung „Briefe an junge Deutsche“.

April 1982
Gemäß dem israelisch-ägyptischen Friedensabkommen wird das Gebiet des Sinai geräumt und an Ägypten zurückgegeben.

Juni 1982
Besuch des deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher in Israel. Am 6. Juni erklärt der Sprecher des Kabinetts den Beschluss der Regierung, eine militärische Aktion unter der Parole „Frieden für Galiläa“ gegen die vom Libanon aus operierenden PLO-Einheiten durchzuführen. Die europäischen Außenminister fordern zur Einstellung der militärischen Auseinandersetzung auf und verlangen, die territoriale Integrität und Souveränität des Libanon wieder herzustellen.

Juni 1982
In der Bundesrepublik wird der Libanon-Krieg zum Auslöser eines veränderten Bildes Israels. Neben sachgemäßer Kritik entwickeln sich zunehmend verzerrte Formen der Anklage – bis hin zum Vergleich der Nazi-Verbrechen mit den Aktionen der Israelis im Libanon. Immer häufiger wird von Freunden Israels, die auch nicht von der richtigen Handlungsweise Israels überzeugt sind und nicht in jedem Vorgang ein geeignetes. Mittel zur Überwindung der Konfliktsituation in Nahost sehen, die Frage gestellt, ob nicht der Antisemitismus unter dem Vorzeichen eines vermeintlich modernen Antizionismus ein neues Wirkungsfeld erhalten hat.

September 1982
Massaker in den Palästinenserlagern Sabra und Shatila.

September 1982
Nach den Massakern in den palästinensischen Flüchtlingslagern erreicht die antiisraelische Stimmungslage einen Höhepunkt.

November 1982
6. Deutsch-Israelische Konferenz. Zum Libanonkrieg werden die kontroversen Auffassungen zu dem militärischen Engagement von den israelischen Teilnehmern aufgegriffen.

Februar 1983
Außenminister Yitzhak Schamir besucht die BRD.

März 1983
Der gewählte Bundeskanzler Helmut Kohl hebt in seinen ersten Stellungnahmen hervor, dass er an einer Verbesserung der deutsch-israelischen Beziehungen mitarbeiten will.

Februar 1983
Der Bann der deutschen Sprache wird in den staatlichen Medien aufgehoben. Das Fernsehen strahlt Feuchtwangers „Geschwister Oppermann“ in Originalfassung aus. Richard Wagner und Richard Strauß bleiben tabu.

1983
Der avisierte Besuch von Bundeskanzler Kohl in Israel veranlasst die DIG, zu sensibler Vorbereitung des Treffens zu raten und auch auf europäischer Ebene den besonderen deutsch-israelischen Beziehungen Ausdruck zu verleihen. Die DIG würdigt die Untersuchung des Massakers an Palästinensern durch eine israelische Untersuchungskommission. Die Auswirkungen des Libanon-Krieges auf den deutsch-israelischen Jugendaustausch erweisen sich in 1983 nicht als nachhaltig. Gestiegen ist das Bedürfnis, mit Israelis zu diskutieren und auch kritische Positionen an israelischer Politik zu formulieren. Das SS-Kameradschaftstreffen in Bad Hersfeld löst eine Diskussion über die Legitimität von Veranstaltungen aus, deren Ziel es ist, einer Verherrlichung und Verfälschung der deutschen Geschichte Vorschub zu leisten.

Mai 1983
Die Bundesregierung begrüßt das israelisch-libanesische Abkommen über den Rückzug der Truppen als „wichtigen Schritt, um den Abzug aller fremden Truppen aus dem Libanon zu erreichen und die Souveränität und Einheit des Landes wiederherzustellen.“

Mai 1983
Anlässlich des 35. Jahrestages der Gründung des Staates Israel lädt die DIG in den Großen Sendesaal des NDR in Hamburg ein.

August 1983
Ministerpräsident Begin tritt von seinem Amt zurück. Der geplante Israel-Besuch des deutschen Bundeskanzlers wird verschoben.

September 1983
Yitzhak Schamir übernimmt das Amt des Ministerpräsidenten.

August 1983
Die DIG ist Träger der Ausstellung „Faszinierendes Israel“, die sechs Wochen lang im Frankfurter Flughafen gezeigt wird. Bei der Ausstellung handelt es sich um die umfangreichste Präsentation, die bis dahin außerhalb Israels gezeigt worden ist. Zur Eröffnung kommt Minister Dr. Josef Burg nach Frankfurt. Über 150.000 Menschen sehen die Ausstellung.

1983
Ausstellung deutscher Expressionisten in Tel Aviv.

November 1983
Die 7. Deutsch-Israelische Konferenz in Israel befasst sich schwerpunktmäßig mit deutschen Waffenlieferungen nach Saudi-Arabien. Erstmals ist eine Anzahl israelischer Jugendlicher, die sich als Jugendforum der IDG verstehen, an den Beratungen beteiligt.

Januar 1984
Bundeskanzler Kohl unternimmt einen mehrtägigen Staatsbesuch in Israel. Schwerpunkte der Gespräche sind mögliche deutsche Waffenlieferungen an Saudi-Arabien. Kohl hat bei seinen Besuchen in mehreren arabischen Staaten im Herbst 1983 wiederholt auf die Priorität israelischer Sicherheitsinteressen verwiesen. Kohls umstrittene Äußerung zur „Gnade der späten Geburt“ löst heftige Debatten zur angemessenen Aufarbeitung der Vergangenheit aus.

August 1984
Die Wahlen in Israel bringen keine eindeutige Mehrheit. Es kommt zur Bildung einer „Regierung der nationalen Einheit“.

Sommer 1984
Erstmals finden fachspezifische Israel-Reisen mit Teilnehmern der Freundschaftsgesellschaften aus Österreich, der Schweiz und der Bundesrepublik auf Einladung der World Zionist Organization statt. Diese Reisen sollen jährlich mit wechselnden Zielgruppen fortgesetzt werden. Zielgruppen 1984: Regionalparlamentarier; Vertreter aus Wirtschaft und Verbänden; Lehrer.

November 1984
Die 8. Deutsch-Israelische Konferenz befaßt sich mit: Deutsch-israelischen Wirtschaftsfragen; Gesetzgebung zur Auschwitzlüge; Jugendbeziehungen. Jugendliche aus beiden Ländern sind an den Beratungen beteiligt.

Dezember 1984
Eine Delegation der Bundestagsfraktion der GRÜNEN besucht Israel. Mit einer zunächst geäußerten Ablehnung von Gesprächen mit offiziellen israelischen Stellen wird ein wesentlicher Grundsatz deutscher Nahostpolitik ins Gegenteil verkehrt. Die israelische Öffentlichkeit ist empört über das selbstherrliche Auftreten junger deutscher Parlamentarier.

1984
Der neu gewählte Vorsitzende der Histadrut, Israel Kessar, macht seinen ersten Auslandsbesuch in Deutschland.

Januar 1985
Die Reise der GRÜNEN wird sowohl innerhalb der Bundestagsfraktion wie auch in der deutschen Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Die DIG-Arbeitsgemeinschaft Weser-Ems lädt zu einem Seminar mit Vertretern der GRÜNEN, Israelis und Deutschen ein, um eine Standortbestimmung sogenannter fortschrittlicher Kreise zu unterstützen.

Februar 1985
Bundespräsident Richard von Weizsäcker besucht Ägypten und Jordanien. Israels Staatspräsident Herzog besucht das Europäische Parlament.

Februar 1985
Die DIG begrüßt das differenzierte Auftreten Weizsäckers in Ägypten und Jordanien. Verabschiedung der deutsch-israelischen Schulbuchempfehlungen für die Fächer Geschichte und Geographie.

Mai 1985
Anlässlich des Staatsbesuchs des amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan in der Bundesrepublik wird ein Gedenken an deutsche Kriegsopfer – darunter für gefallene SS-Angehörige – auf einem Soldatenfriedhof in Bitburg geplant. Erst nach massivem öffentlichem Protest wird auch der Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers in das Programm aufgenommen. Die Weizsäcker-Rede zum 8. Mai 1985 findet in Israel ein außergewöhnlich positives Echo. Zwanzig Jahre deutsch-israelische Beziehungen.

Mai 1985
20 Jahre deutsch-israelische Beziehungen: In einer Reihe von Veranstaltungen und Publikationen wird eine Zwischenbilanz gezogen. Deutscher Botschafter in Israel wird Willi Haas, er löst Dr. Niels Hansen ab.

Oktober 1985
Bundespräsident Richard von Weizsäcker besucht als erstes amtierendes deutsches Staatsoberhaupt Israel.

Oktober 1985
Teddy Kollek, Bürgermeister von Jerusalem, erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, den er für die Errichtung eines jüdisch-arabischen Jugendzentrums in Jerusalem stiftet. Die DIG ruft zu einer Spendenaktion zugunsten des Projekts auf. Die deutsch-israelischen Schulbuchberatungen werden zum Abschluss gebracht und ihre Ergebnisse veröffentlicht. November 1985 Die 9. Deutsch-Israelische Konferenz findet unter Beteiligung der Jugendforen in Israel statt. Erstmals gibt es eine vorgeschaltete Jugendkonferenz. Die geplante Aufführung des Theaterstücks „Der Müll, die Stadt und der Tod“ von Rainer Werner Fassbinder löst wegen antisemitischer Tendenzen öffentlichen Protest insbesondere der jüdischen Gemeinden aus. Die Aufführung wird nach massivem Protest zunächst abgesagt. Deutsche Gerichte werden bemüht, um den Inhalt des Stücks zu beurteilen. Die Verhinderung der Aufführung bildet den Auftakt für neue Formen des Antisemitismus.

Frühjahr 1986
Vorgänge mit antisemitischer Prägung (Äußerungen des CSU-Abgeordneten Fellner, des CDU-Bürgermeisters Graf Spee und der Jungen Union Erlangen) werden Gegenstand öffentlicher Debatten über das Verhältnis zu Juden und der deutschen Vergangenheit. Der Deutsche Bundestag debattiert in einer Aktuellen Stunde über aufkommenden Antisemitismus.

April 1986
Erstmalig reist mit Manfred Wörner ein deutscher Verteidigungsminister zu einem Besuch nach Israel.

Mai 1986
Die DIG feiert ihr 20-jähriges Jubiläum in Berlin.

Juni 1986
Ein Artikel des Historikers Ernst Nolte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung („Vergangenheit, die nicht vergehen will“) löst einen Historikerstreit aus. Noltes Versuch, die NS-Vergangenheit zu relativieren, auszurechnen und zu verharmlosen, wird sowohl von Fachkollegen wie von der öffentlichen Meinung zurückgewiesen.

November 1986
Im Rahmen der 10. Deutsch-Israelischen Konferenz wird u.a. das Thema „Antisemitismus als Mittel der Politik“ diskutiert. Die Lage der Juden in der Sowjetunion wird beraten, die Einhaltung der Beschlüsse der KSZE von Helsinki wird gefordert.

März 1987
Erstmals treffen die Fußball-Nationalmannschaften von Israel und Deutschland in Tel Aviv zu einem Gastspiel zusammen. Die deutschen Sportler besuchen Yad Vashem. Die sportliche Dimension tritt gegenüber der politischen Bedeutung teilweise zurück. Die Deutsch-Israelische Stiftung für Wissenschaft und Entwicklung wird gegründet. Startkapital in Höhe von 150 Mio. DM werden von beiden Länderen zu je 50 Prozent aufgebracht.

April 1987
Mit Chaim Herzog reist zum ersten Mal ein israelischer Staatspräsident zu einem offiziellen Besuch in die Bundesrepublik. Stationen sind: Bergen-Belsen, Worms, Berlin und Bonn.

September 1987
Mit militärischen Ehren wird der israelische Verteidigungsminister Yitzhak Rabin im Bonner Verteidigungsministerium empfangen. Mit Rabin ist zum ersten Mal ein israelischer Verteidigungsminister in die Bundesrepublik gekommen.

Oktober 1987
Eine kleine Delegation der GRÜNEN besucht Israel. Die Abgeordneten bezeichnen sich als „Lernende“. Sie geben Impulse zu einem differenzierteren Israel-Bild.

Januar 1988
Das Europa-Parlament in Straßburg verurteilt in einer Resolution das israelische Vorgehen gegen palästinensische Demonstranten im Westjordanland und im Gaza-Streifen.

Februar 1988
Die deutsche Bundesregierung – in der Person von Staatsminister Helmut Schäfer – warnt Israel mit Blick auf die Palästinenserpolitik von Premierminister Yitzhak Shamir vor einem Stimmungsumschwung im Westen zu Lasten Jerusalems.

Frühjahr 1988
Vor dem Hintergrund der Zuspitzung des israelisch-palästinensischen Konfliktes („Intifada“) entwickelt sich in der Bundesrepublik eine heftige Israel-Debatte.

1987
Das Goethe-Institut eröffnet eine Dependance in Jerusalem.

März 1988
Im deutschen Bundestag findet eine Aussprache „über die Lage im Nahen Osten“ statt. Was zunächst wie eine „normale“ Debatte aussieht, wird zu einem bewegenden Ereignis: Redner aller Fraktionen überraschen durch ausgewogene, den Interessen von Israelis und Palästinensern gerecht werdende Beiträge, in der der besondere historische Ort der Debatte stets präsent bleibt.

März 1988
Rudolf Augstein, SPIEGEL-Herausgeber, entwickelt massive Aufrechnungsphantasien, die wenig hilfreich für eine sachliche Auseinandersetzung sind.

April 1988
Der stellvertretende israelische Verteidigungsminister Michael Deckel bezichtigt deutsche die Verdoppelung der Reichweite irakischer Scud-Raketen Rüstungsspezialisten, betrieben zu haben. Diplomatische Kreise in Bonn erwidern, die deutschen Exportbestimmungen für Rüstungsgüter begrenzten auch den Transfer von Technologie; dies gelte insbesondere für kriegsführende Staaten.

April 1988
Heinz Galinski, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland erklärt zum 40. Unabhängigkeitstag Israels u.a. „Eine Welt, die Auschwitz zugelassen hat, verwirkte das Recht, gegen Israel so vorzugehen, wie es zuweilen in den Foren der Vereinten Nationen geschieht.“ „Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste“ richtet einen Offenen Brief „an alle, die in der Bundesrepublik die Nachrichten aus Israel und in den besetzten Gebieten mit Sorge verfolgen und sich fragen, was sie tun können“.

Mai 1988
Bundestagspräsident Philipp Jenninger unterstützt während einer dreitägigen Israel-Reise Überlegungen zur Ausrichtung einer internationalen Nahost-Konferenz unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen. Er betont ferner, dass die Bundesrepublik Israel auch in schweren Zeiten Unterstützung signalisieren wolle. Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ der Bundesmarine läuft in Haifa ein. Zum ersten Mal besucht damit eine Einheit der deutschen Bundeswehr offiziell den jüdischen Staat. In Israels Presse findet der Besuch nur beiläufige Erwähnung: „Die Unaufgeregtheit ist das Ereignis“, erklärt ein deutscher Diplomat.

November 1988
Die Knesset-Wahlen verstärken die innenpolitische Polarisierung in Israel: Es bildet sich eine Große Koalition aus Likud und Arbeiterpartei. In Algier proklamiert der Palästinensische Nationalrat den Staat „Palästina“ und erkennt erstmals die UN-Resolutionen 242 und 338 an, in denen u.a. das Existenzrecht Israels garantiert wird. Staatsminister Helmut Schäfer droht Israel mit dem Entzug von Entwicklungshilfe, falls die israelische Politik gegenüber den Palästinensern zu einer weiteren „Radikalisierung“ führen werde. Die DDR-Regierung lädt erstmals offiziell Repräsentanten des Staates Israel, darunter den ehemaligen Innen- und Religionsminister Josef Burg, zur Teilnahme an Gedenkfeiern zum Novemberpogrom von 1938 ein.

November1988
Hildegard Hamm-Brücher, außenpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, kritisiert nachdrücklich die Forderung ihres Parteikollegen Jürgen Möllemann nach Anerkennung des von der PLO ausgerufenen Palästinenserstaates.

Dezember 1988
Benjamin Navon löst Jitzhak Ben-Ari als Botschafter ab.

Januar 1989
Kurt Löffler, DDR-Staatssekretär für Kirchenfragen, reist zu einem halboffiziellen Besuch nach Israel; eine „Normalisierung“ des bilateralen Nicht-Verhältnisses bleibt aus.

April 1989
Schwerpunkt der 12. Deutsch-Israelischen Konferenz ist „40 Jahre Bundesrepublik Deutschland“, DIG und IDG äußern ihre Besorgnis über „erkennbare Fremdenfeindlichkeit mit einem Trend zum Rassismus“ in der Bundesrepublik. Gewarnt wird auch vor „antisemitischen und antiisraelischen Tendenzen am linken Rand des Spektrums“.

Oktober 1989
Bassam Abu Sharif, politischer Berater Yassir Arafats, wird von Jürgen Sudhoff, Staatssekretär im Auswärtigen Amt, zu einem Gespräch empfangen. Es ist der erste offizielle Kontakt eines hochrangigen PLO-Vertreters mit einem Repräsentanten der Bundesregierung. Die Aufwertung der PLO – ein Jahr nach dem palästinensischen Beschluss von Algier zur Anerkennung des Staates Israel – wird von der israelischen Botschaft in Bonn bedauert.

November 1989
Nach der Öffnung der DDR-Grenzen regen sich in der israelischen Gesellschaft Ängste vor einer deutschen Wiedervereinigung. Eindeutig doppeldeutig erklärt Ministerpräsident Shamir: „Die deutsche Wiedervereinigung ist nicht unsere Sache.“ In der Zeitung Jediot Achronot heißt es u.a.: „Vielleicht ist Deutschlands Wiedervereinigung und Weg zur Führung Europas unvermeidlich, aber bitte nicht in dieser Generation.“

Dezember 1989
Das Thema „Deutsche Wiedervereinigung“ führt zu einem schroffen Briefwechsel zwischen Ministerpräsident Shamir und Bundeskanzler Kohl: Auf die Erklärung Shamirs, von einem wiedervereinigten Deutschland gehe eine „tödliche Gefahr für die Juden“ aus, antwortet Kohl, wie anderen Völkern auch dürfe dem neuen demokratischen Deutschland die Selbstbestimmung nicht verwehrt werden.

Februar 1990
Der israelische Außenminister Mosche Arens erklärt nach einem Deutschland-Besuch, die Vereinigung beider deutscher Staaten sei „unabänderlich und möglicherweise eine Sache von Monaten“; die Welt habe von einem demokratischen Deutschland nichts zu befürchten.

März 1990
In einem Brief des DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maiziére an den israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Shamir heißt es u.a.: „Die DDR anerkennt die Verantwortung des gesamten deutschen Volkes für die Vergangenheit. Diese ergibt sich aus der tiefen Schuld des Hitlerfaschismus, der im Namen des deutschen Volkes schlimmste Verbrechen am jüdischen Volk begangen hat (…). Die DDR anerkennt ihre humanitäre Verpflichtung gegenüber den Überlebenden des jüdischen Volkes, die unter Naziunterdrückung gelitten haben, und bekräftigt ihre Bereitschaft zur solidarischen materiellen Unterstützung ehemaliger Verfolgter des Naziregimes jüdischer Herkunft.“ März 1990 In Ost-Berlin wird die Gründung einer „Gesellschaft DDR-Israel“ bekannt gegeben. Sie will nach eigenen Angaben zur Verständigung und Zusammenarbeit zwischen beiden Staaten beitragen.

April 1990
Ein vereintes Deutschland wird nach Überzeugung von Bundeskanzler Kohl ein Freund Israels sein. „Der Staat Israel und ein vereintes Deutschland werden ihre Zusammenarbeit auf ein breites Fundament gemeinsamer Überzeugungen stützen können, wie es auch schon den Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik zugrunde lag. Beide Länder sind den gleichen, auf Demokratie und Recht beruhenden Werten der westlichen Welt verpflichtet“, heißt es in einem Schreiben Kohls an die jüdische Organisation B’nai Brith International in Washington. Die Abgeordneten der erstmals frei gewählten DDR-Volkskammer erklären: „Wir bitten die Juden in aller Welt um Verzeihung. Wir bitten das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Land (…). Wir erklären, uns um die Herstellung diplomatischer Beziehungen und um vielfältige Kontakte zum Staat Israel bemühen zu wollen.“ April 1990 Das Philharmonische Orchester Berlin inszeniert mit den israelischen Philharmonikern in Tel Aviv ein gemeinsames Konzert. Schirmherren der Veranstaltung sind die Präsidenten beider Staaten.Otto von der Gablentz wird deutscher Botschafter in Israel, er löst Willi Hass ab.

Juni 1990
Die Präsidentinnen der beiden deutschen Parlamente, Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und Volkskammerpräsidentin Sabine Bergmann-Pohl, reisen zu einem offiziellen Besuch nach Israel. Eines ihrer zentralen Anliegen ist es, israelische Bedenken gegen die bevorstehende deutsche Einheit zu zerstreuen.

Juli 1990
Der israelische Parlamentspräsident Dov Shilanski erklärt im israelischen Rundfunk, Juden und Deutsche trennten weiterhin „Berge von Asche und Knochen“; die freie Welt solle vor Deutschland auf der Hut sein. Die israelische Regierung betont, Schilanski habe nicht als Parlamentspräsident, sondern als Überlebender gesprochen. Die bereits paraphierten Abkommen über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der DDR und Israel können aufgrund des fortgeschrittenen Prozesses der deutschen Vereinigung nicht mehr unterzeichnet werden. Die DDR gibt keine definitive Zusage mehr über die Zahlung von Wiedergutmachungsleistungen an Israel.

Mai 1990
Zum 25. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland stellt die Jerusalem Post fest: „Die Bundesrepublik ist nach den Vereinigten Staaten unser bester Freund.“ Die 13. Deutsch-Israelische Konferenz berät die Perspektiven der Friedensbemühungen im Nahen Osten und die Auswirkungen der deutschen Vereinigung auf die deutsch-israelischen Beziehung. Erstmals sind Teilnehmer aus der DDR beteiligt.

September 1990
Der Leiter der israelischen Einwanderungsbehörde, Simcha Dinitz, schlägt vor, Deutschland und die USA sollten die Ansiedlung sowjetischer Juden in Israel mit bis zu vier Milliarden Dollar unterstützen. Die Deutschen seien für „die größte Tragödie des jüdischen Volkes“ verantwortlich. „Warum sollten sie nicht auch an der größten Rettungsaktion beteiligt sein?“

Dezember 1990
Die ersten gesamtdeutschen Bundestagswahlen bestätigen die Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP.

Dezember 1990
Die Mitglieder der Gesellschaft DDR-Israel beschließen, mit Wirkung zum 31. Januar 1991 der Deutsch-Israelischen Gesellschaft beizutreten.

Januar 1991
Die Bundesregierung verurteilt die irakischen Raketenangriffe auf Israel, übt aber Zurückhaltung gegenüber der alliierten „Operation Wüstensturm“ im Persischen Golf. Außenminister Hans-Dietrich Genscher reist zu einem Solidaritätsbesuch nach Israel und kündigt eine „humanitäre Soforthilfe“ Deutschlands in Höhe von 250 Millionen DM an; sein ihn begleitender Amtskollege, Entwicklungshilfeminister Carl-Dieter. Spranger, überreicht zur Unterstützung der von Raketeneinschlägen getroffenen Städte Tel Aviv und Ramat Gan einen Scheck in Höhe von 5 Millionen DM; das Wort von der „Scheckbuchdiplomatie“ macht die Runde. Der Verstrickung deutscher Firmen begegnet die Bundesregierung nur halbherzig. Die Justiz wird erst auf Druck von außen oder aufgrund journalistischer Recherchen gegen einzelne Rüstungsexporteure tätig. Die deutsch-israelischen Beziehungen erreichen einen Tiefpunkt; der Versuch der Schadensbegrenzung gelingt nur in Ansätzen. Ab Dezember erscheint das DIG-Magazin und löst die seit 1968 erscheinenden DIG-Informationen ab, die von Mitte 1988 bis Mitte 1990 in Kooperation mit dem Israel-Journal herausgegeben wurden.

Januar 1991
Die Süddeutsche Zeitung veröffentlicht Ergebnisse einer repräsentativen Meinungsumfrage. Israel befindet sich in der Liste der Negativnennungen mit 32 Prozent, noch vor China 26 Prozent, an der Spitze. Am 14. Januar (15.1. Ablauf des Ultimatums) beschließt die DIG, Ende Januar einen Solidaritätsbesuch anzutreten. In der Zeit vom 29.1. bis 5.2. führt die Delegation Gespräche in Jerusalem, Tel Aviv und Haifa. Eine Bundestagsdelegation und weitere Repräsentanten aus Poltik und Kultur demonstrieren durch kurzfristige Israel-Besuche ihre Solidarität mit dem jüdischen Staat In Deutschland demonstrieren Zehntausende unter dem Motto „Kein Blut für Öl“. Prostestiert wird gegen die alliierten Streitkräfte, die Kuwait von der irakischen Besatzung befreien wollen. Die Friedensbewegung fordert einen sofortigen Waffenstillstand. Die Bedrohung des nicht in den Krieg involvierten Israel wird auch bei einer zentralen Kundgebung in Bonn ignoriert. Solidarität mit Israel wird nur von wenigen Demonstranten zum Ausdruck gebracht. Die Friedensbewegung gerät in eine erbitterte Auseinandersetzung und spaltet sich in „Pazifisten“ und „Bellizisten“. Die Debatte setzt sich bei den GRÜNEN fort. In Israel, das von Raketenangriffen bedroht ist, entwickelt sich Zorn angesichts der erneuten Konnotation von „Deutschen“ und „Gas“. Die pazifistische Friedensbewegung und die Rüstungsindustrie wird als unheilige Allianz empfunden. Die DIG findet in der deutschen Öffentlichkeit großes Interesse. Zahlreiche Aktivitäten werden von den Arbeitsgemeinschaften initiiert.

Februar 1991
Das Jugendforum der DIG entsendet eine Delegation nach Israel.

März 1991
Eine öffentliche Diskussion zwischen den Schriftstellern Günter Grass und Yoram Kaniuk am 7. März in Berlin wird zum Symbol des gestörten deutsch-israelischen Dialogs: Während Kaniuk nach den in den Kriegswochen ausgebliebenen Solidaritätsgesten der deutschen Friedensbewegung fragt, doziert Grass unbeirrt über die Rechte der Palästinenser und die Vermeidbarkeit des Golfkrieges. Kaniuk muß aus Berlin ohne die erhoffte Geste nach Israel zurückkehren. Die Hauptversammlung der DIG am 10. März steht noch ganz im Zeichen des gerade zu Ende gegangenen militärischen Konfliktes am Golf und dessen Auswirkungen auf die deutsch-israelischen Beziehungen. Hans Koschnick löst den langjährigen DIG-Präsidenten Erik Blumenfeld als Präsident ab.

September 1991
In Berlin wird ein israelisches Konsulat eröffnet. Sein Leiter, Konsul Mordechai Levi, bezeichnet es als eine Hauptaufgabe seines Büros, in Kooperation mit den Kultusministerien, Universitäten, Schulen und Kirchen die in den fünf neuen Bundesländern bestehenden Informationslücken über Israel zu schließen.

Oktober 1991
Deutsch-Israelische Konferenz in Berlin mit den Themen: – Einwanderung russischer Juden – Friedensperspektiven im Nahen Osten – Folgen der Wiedervereinigung – Golfkrieg und deutsch-israelische Beziehungen. Die Israelis vertreten die Auffassung, daß Deutschland kein Einwanderungsland für Juden aus Osteuropa sein sollte. Eine Delegation des DIG-Jugendforums aus Ost- und Westdeutschland reist nach Israel .

1991
Im Verlauf des Jahres 1991 werden in den neuen Bundesländern die ersten Arbeitsgemeinschaften der DIG gegründet (Dresden, Rostock, Leipzig und Erfurt).

Januar 1992
Die Hauptversammlung der DIG gedenkt des 50. Jahrestages der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942. Die DIG begrüßt, daß in der Wannsee-Villa eine Gedenkstätte errichtet wurde, die ein Ort des Erinnerns und des Lernens sein soll. Laut einer SPIEGEL-Umfrage ist jeder achte Deutsche ein Antisemit. Die Mehrheit der Deutschen empfindet keine besondere Verantwortung gegenüber Juden. Eine parallele Erhebung in Israel ergibt, daß ein knappes Viertel der Israelis eine Versöhnung mit den Deutschen ablehnt.

Juni 1992
Der knappe Wahlsieg der israelischen Linken löst einen Regierungswechsel aus. Unter Yitzhak Rabin bildet sich eine Koalition aus Sozialdemokraten und linksliberalem Bürgerrechtsbündnis Meretz.

1992
In Chemnitz und Magdeburg werden Arbeitsgemeinschaften der DIG gegründet. In Rostock bildet sich das erste regionale Jugendforum der DIG in einem neuen Bundesland.

Oktober 1992
Der israelische Schriftsteller Amos Oz wird mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels ausgezeichnet.

Dezember 1992
Erste gemeinsame Erklärung von Deutsch-Arabischer Gesellschaft und DIG mit dem Ziel, ausländerfeindlichen Entwicklungen gemeinsam entgegenzutreten.

März 1993
Gründung der Arbeitsgemeinschaft Cottbus.

Mai 1993
Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth betrachtet die Lichterketten gegen Fremdenhass und Neonazismus in Deutschland als Indiz dafür, dass sich die Deutschen seit 1945 in einer stabilen Demokratie verändert hätten.

Mai 1993
15. Deutsch-Israelische Konferenz. Themen sind: Friedensperspektiven im Nahen Osten; deutsch-israelische Beziehungen; Rechtsextremismus und Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland.

September 1993
Nach zähen Geheimverhandlungen in Oslo kommt es zu dem historischen Handschlag zwischen Rabin, Arafat und US-Präsident Bill Clinton: Unterzeichnung der israelisch-palästinensischen Prinzipienerklärung in Washington.

Oktober 1993
Außenminister Peres und Bundeskanzler Kohl treffen sich zu einem ausführlichen Gespräch im Bundeskanzleramt. Peres informiert den Kanzler über den Stand des Friedensprozesses und erbittet umfassende politische Unterstützung der Bundesregierung; außerdem wirbt er für ein starkes Engagement der europäischen Wirtschaft in der nahöstlichen Region. Shulamit Aloni, Ministerin für Wissenschaft und Künste, kommt zu einem mehrtägigen Arbeitsbesuch nach Deutsch land. Ziel der zahlreichen Begegnungen zwischen der Ministerin und ihren deutschen Gesprächspartnern aus Politik und Wissenschaft ist die Vertiefung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Israel und Deutschland.

Oktober 1993
Kurz nach Unterzeichnung der israelisch-palästinensischen Prinzipienerklärung findet die 10. Deutsch-Israelische Jugendkonferenz statt.

November 1993
Die Europäische Union sagt zur Unterstützung des israelisch-palästinensischen Friedensprozesses Hilfsleistungen in einer Gesamthöhe von 915 Millionen Dollar zu; ein Großteil der auf einen Zeitraum von fünf Jahren projektierten Zusage wird von Deutschland einzulösen sein.

Dezember 1993
Ministerpräsident Rabin wirbt in Bonn um die Unterstützung der Bundesrepublik für den Friedensprozess im Nahen Osten und um eine Verbesserung der wirtschaftlichen Beziehungen der EU zu Israel.

November 1993
Avi Primor löst Benjamin Navon als Botschafter Israels in Deutschland ab und ist Gast bei der Hauptversammlung der DIG. Franz Bertele wird Nacholfger von Otto von der Gablentz als deutscher Botschafter in Israel.

1993
Zwischen israelischen und deutschen Städten und Gemeinden existieren mehr als 75 Partnerschaften.

Januar 1994
Das Jugendforum der DIG, die Deutsch-Palästinensische Gesellschaft und der Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten begrüßen in Köln mehr als 200 Gäste aus Anlaß der israelisch-palästinensischen Prinzipienerklärung.

März 1994
Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“ läuft in den deutschen Kinos an und löst lebhafte Diskussionen aus.

Mai 1994
Allen terroristischen Rückschlägen zum Trotz macht der israelisch-palästinensische Friedensprozess Fortschritte: Israel und die PLO unterzeichnen in Kairo das Gaza-Jericho-Abkommen.

August 1994
Die Bundesregierung eröffnet als erstes Land ein Verbindungsbüro im autonomen Jericho. Der israelische Außenminister Shimon Peres ruft bei seinem Bonn-Besuch die deutsche Wirtschaft zu mehr Engagement in seinem Land auf. Er bekundet das israelische Vertrauen in die deutsche Demokratie und unterstützt den deutschen Anspruch auf einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Er spricht sich für ein Engagement Deutschlands aus; dies schließe eine Teilnahme deutscher Blauhelm-Soldaten an friedenserhaltenden Maßnahmen im Nahen Osten ein. Für erhebliche Unruhe in Israel hat nach Peres‘ Worten die Schändung der KZ-Gedenkstätte Buchenwald gesorgt. Unvereinbare Meinungsverschiedenheiten existieren hinsichtlich der Frage des angemessenen Verhältnisses mit dem Iran.

August 1994
Das Urteil des Mannheimer Landgerichts über den NPD-Vorsitzenden Deckert, wird sowohl von Politikern wie von einer breiten Öffentlichkeit mit Unverständnis und Kritik aufgenommen. Die DIG kritisiert die Urteilsbegründung, die geeignet ist, rechtsradikale Auffassungen gesellschaftsfähig zu machen.

Oktober 1994
Der Einzug von Bündnis ’90/Die Grünen und der SED-Nachfolgepartei PDS in den Bundestag verschiebt das innenpolitische Kräftegleichgewicht; doch die christlich-liberale Regierungskoalition kann bei der Bundestagswahl ihre Mehrheit knapp behaupten.

1994
Die Handelsbeziehungen beleben sich; der Golf Kooperationsrat kündigt die Beendigung des Boykotts an. Israel und Jordanien schließen einen Friedensvertrag.

November 1994
Die DIG-Hauptversammlung wählt Manfred Lahnstein zum Präsidenten. Er löst Hans Koschnick ab, der inzwischen EU-Administrator in Mostar ist.

Dezember 1994
Bundespräsident Roman Herzog unternimmt seinen ersten offiziellen Arbeitsbesuch nach Israel. Seine deutlichen Worte über die Aufarbeitung der Vergangenheit und den Kampf gegen Fremdenhass und Antisemitismus werden in Israel positiv aufgenommen.

Dezember 1994
196.000 deutsche Touristen waren in diesem Jahr in Israel.

März 1995
Außenminister Peres wirbt in Bonn für Wirtschaftsprojekte, die den Friedensprozess untermauern sollen.

März 1995
BDI, DIHT und Nah- und Mittelostverein erklären gegenüber Finanzminister Schochat, die Kontakte nach Israel und in die Region verstärken zu wollen. Israel kritisiert die Kontakte Deutschlands zum Iran. Indiskretionen über die Vermittlung von Gesprächen über die Freilassung eines israelischen Gefangenen lösen eine Krise aus. Die DIG hat mehr als 5.000 Mitglieder, die von 44 Arbeitsgemeinschaften, davon 8 in den neuen Bundesländern betreut werden.

Mai 1995
30 Jahre deutsch-israelische Beziehungen. Aus diesem Anlass findet im Haus der Geschichte in Bonn ein zentrales Symposium statt.

Mai 1995
Händels „Belsazar“ wird in Tel Aviv uraufgeführt und erweist sich trotz vorheriger Bedenken als großer Erfolg. Die 16. Deutsch-Israelische Konferenz tagt in Köln. Zentrale Bedeutung wird dem deutsch-israelischen Verhältnis, dem Friedensprozess und den kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen beigemessen. Die Diskussion um die Belange der jungen Generation, an der Vertreter des israelischen Jugendforums teilnehmen, hat Priorität.

Juni 1995
Der Besuch Helmut Kohls in Israel stellt eine neue Etappe im zwischenstaatlichen Dialog dar; der Umgang ist freundschaftlich und offen.

Juli 1995
Die Außenminister Schimon Peres und Klaus Kinkel eröffnen den gemeinsamen Deutsch-Israelischen Kooperationsrat für Hoch- und Umwelttechnologie. Das Gremium soll sich v. a. mit der angewandten Forschung auf den Gebieten Energie, Bio- und Umwelttechnik befassen.

September 1995
Ausstellung „Die ‚Jeckes‘ in Israel“ wird im Museum König in Bonn gezeigt. In Jerusalem war sie zuerst 1993 zu sehen, wurde auf Veranlassung der Arbeitsgemeinschaft Bonn überarbeitet und erweitert. Ausstellungsorte im Jahr 1995 sind u. a. Dessau und Halle. 1996 und 1997 werden die ‚Jeckes‘ in Hamburg, Aachen, Stuttgart und an anderen Orten zu sehen sein.

Oktober 1995
Rudolf Scharping besucht Israel in seiner Funktion als Parteivorsitzender der SPD.

November 1995
Bei der Beisetzung des Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin ist die gesamte deutsche Staatsspitze – Präsident, Bundeskanzler, Bundestagspräsidentin – mit weiteren Spitzenpolitikern in Israel vertreten.

Januar 1996
Ezer Weizman besucht als erster israelischer Staatspräsident Deutschland nach der Wiedervereinigung. Einen zentralen Bestandteil seines Aufenthaltes bildet der Besuch der neuen Bundesländer mit den Stationen Sachsenhausen und Leipzig. Besondere Aufmerksamkeit erregt seine Rede vor dem Bundestag und Bundesrat, in der er das positive deutsch-israelische Verhältnis auf der Basis der schwierigen gemeinsamen Vergangenheit würdigt. Von der Bedeutung, die Präsident Weizmann der hebräischen Sprache und der Vergangenheit des jüdischen Volkes für den modernen Staat Israel zuspricht, zeugt die poetische Sprache und die epochenübergreifenden Bezüge seiner Rede selbst: „Unstet und flüchtig bin ich, wenn ich den Spuren meiner Väter folge…. Mit dem Rucksack der Erinnerungen auf den Schulter und dem Stab der Hoffnungen in den Händen trete ich auf die Kreuzung der Zeitläufe am Ende des 20. Jahrhunderts….“ In ihrer Dankesrede hebt die Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth den Dialog mit den deutschen Juden positiv hervor. Bundeskanzler Helmut Kohl erhält in München die „President’s Medal for Humanitarianism“ der internationalen jüdischen Hilfsorganisation B’nai B’rith. Die Laudatio hält Premierminister Schimon Peres. Januar 1996 Gleichstellung von Ausländern bei öffentlichen Ausschreibungen in Israel. Die Regelung entspricht einem Abkommen auf Gegenseitigkeit von insgesamt 23 Staaten inklusive der 15 EU-Staaten.

Mai 1996 bis 2001
Vereinbarung über das stufenweise Auslaufen der Wirtschaftshilfe.

September 1996, Dezember 1997 und März 1998
Besuch von Ministerpräsident Netanjahu in Deutschland.

Juli 1999
Eröffnung der israelischen Botschaft in Berlin.

15. August 1999
Besuch von Staatspräsident Johannes Rau zur Beerdigung von Ignatz Bubis in Israel.

Februar 2000
Johannes Rau spricht als erster deutscher Bundespräsident vor der Knesset.

17. Juli 2000
Einigung über die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“.

Oktober 2000
Besuch von Bundeskanzler Gerhard Schröder in Israel.

2001
Eröffnung des neuen israelischen Botschaftsgebäudes in Berlin.

Juli 2001
Besuch von Ministerpräsident Scharon in Deutschland.

Dezember 2002 und April 2004
Besuch von Staatspräsident Moshe Katsav in Deutschland.

07. April 2003
Beginn des Irakkrieges.

August 2004
Besuch von Außenminister Fischer in Israel.

26. Oktober 2004
Die Knesset stimmt der Räumung von Siedlungen im Gazastreifen zu.

11. November 2004
Jassir Arafat stirbt in Paris.

9. Januar 2005
Mahmud Abbas wird zum neuen Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde gewählt.

2. Februar 2005
Bundespräsident Horst Köhler spricht im Zuge seines Israel-Besuchs vor der Knesset.

Mai 2005
Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der deutsch-israelischen Beziehungen.

Juni 2005
Moshe Katsav fordert die Deutschen in einer Rede vor dem deutschen Bundestag dazu auf, entschlossen gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus zu kämpfen.

Juni 2005
Yuval Shteinitz (Vorsitzender des Knesset-Ausschusses für Außenpolitik) berät sich im Außen- und Verteidigungsministerium über das iranische Atomprogramm.

21. November 2005
Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit in Jerusalem.

Dezember 2005
Jüdische Kulturtage in Berlin.

09. Juni 2006
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel in Jerusalem: Eine verstärkte Zusammenarbeit beim Klimaschutz wird vereinbart.

04. Oktober 2006
Shimon Peres zur Quadriga-Verleihung in Berlin.

12. Dezember 2006
Premierminister Olmert und Bundeskanzlerin Merkel in Berlin.

26. März 2007
Israels Oberrabbiner zum ersten Mal, auf Einladung des Zentralrates der Juden in Deutschland, in Berlin.

30. Juli 2007
Joram Ben Zeew wird neuer israelischer Botschafter in Berlin.

12. Februar 2008
Israelischer Premierminister Olmert in Berlin.

18. März 2008
Bundeskanzlerin Merkel zu Gesprächen in Jerusalem.

Mai 2008
Israel feiert „60 Jahre Israel“.

30. Dezember 2008
Israel beginnt mit der Bombardierung von Standorten der Hamas im Gaza-Streifen.

04. Januar 2009
Israel beginnt mit dem Einmarsch in den Gaza-Streifen.

31. März 2009
Benjamin Netanjahu stellt sein neues Kabinett vor.

27. August 2009
Benjamin Netanjahu trifft zu einem zweitägigen Besuch in Berlin ein.

18. Januar 2010
Erste deutsch-israelische Konsultation in Berlin, zu den Konsultationen reist der israelische Ministerpräsident Netanjahu mit sechs Ministern nach Deutschland.

  1. Januar 2011

Deutsch-Israelische Regierungskonsultationen

Am Montag, den 31.01.2011 reist die Kanzlerin nach Israel und nimmt dort an den dritten Deutsch-Israelischen  Regierungskonsultationen teil.  Die ersten bilateralen Regierungskonsultationen fanden im März 2008 in Jerusalem statt.

 

 

…. wird fortgesetzt

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